CRPS (Morbus Sudeck) - Eine entzündliche Erkrankung?

CRPS (Morbus Sudeck) – Eine entzündliche Erkrankung?

Das CRPS (Komplexes regionales Schmerzsyndrom) wird auch als Morbus Sudeck bezeichnet. Es gilt als schwerwiegendes chronisches Schmerzsyndrom. Die genauen Ursachen sind bis heute weitestgehend unklar. Meist kommt es nach Frakturen, Nervenverletzungen oder auch Quetschungen zum CRPS. Frauen sind in der Regel häufiger betroffen als Männer. Die Häufigkeit des Auftretens wird mit ca. 2-5 % angegeben. Nach einer distalen Radiusfraktur liegt die Häufigkeit der Neuerkrankungen bei bis zu 37 %. CRPS bzw. Morbus Sudeck tritt vorrangig an den Händen auf, kann aber auch die Füße betreffen.

Die ersten Symptome zeigen sich meist unspezifisch, da diese häufig noch als Folge einer Operation gedeutet werden.

Folgende Symptome können wegweisend sein:

- stechende und brennende Schmerzen

- Ruheschmerz

- Überempfindlichkeit gegenüber Berührung

- gesteigertes Schmerzempfinden

- Muskelschwäche

- Ödeme

- Durchblutungsstörungen

- übermäßiges Schwitzen

- Fehlregulation der Körpertemperatur

Im weiteren Verlauf kommt es dann häufig zu diffusen Schmerzen, Wachstumsstörungen von Nägeln und Haaren, Muskelabbau, Kontrakturen der Gelenke bis hin zu Osteoporose. Die Entwicklung des CRPS wird in Stadien beschrieben, wobei diese jedoch fließend ineinander übergehen. Die Stadien sind von der Zeitspanne nicht genau definiert, da Patienten sich unterschiedlich lang in einzelnen Stadien befinden können.

Silent Inflammation – Stille Entzündungen als Ursache?

In den letzten Jahren gab es Beobachtungen, dass CRPS möglicherweise eine Folge stiller Entzündungen ist. Interessanterweise zeigen Patienten vor bzw. bei Beginn eines CRPS deutlich stärkere Entzündungsreaktionen wie Überwärmung, Rötung, Ödeme, Schmerz und Funktionseinschränkung. Liegen also stille Entzündungen bereits vor dem Durchführen einer Operation bzw. vor dem Auftreten einer Verletzung vor, so könnte dies bereits eine wichtige Ursache für die spätere Entstehung des CRPS sein.

Stille Entzündungen (Silent Inflammation) können durch unterschiedliche Faktoren entstehen und das Immunsystem in eine Art andauernde „Alarmbereitschaft“ versetzen. Ist das Immunsystem dauerhaft im Stress, können kleinere Unfälle, Verletzungen oder Operationen zu einer überschießenden Reaktion führen und somit ein CRPS begünstigen.

Nachfolgend werden einige Beispiele für mögliche Trigger genannt, welche stille Entzündungen fördern:

- bakterielle bzw. virale Infektionen (Borreliose, Herpes-Viren)

- Industriegifte

- Kunststoffe und Weichmacher

- Pestizide

- Nahrungsmittelunverträglichkeiten

- körperlicher und seelischer Stress

- Narbenstörfelder

- Zahn-, Zahnfleisch- und Kiefererkrankungen wie Parodontitis

- chronische Nasennebenhöhlenentzündung

- Übergewicht (das Bauchfett gilt als wichtiger Entzündungstrigger)


Unter einer bereits bestehenden chronischen Inflammation können vorliegende Erkrankungen verstärkt werden. Zudem beschreiben Patienten häufig unspezifische Symptome.

Zu unspezifischen Symptomen zählen z.B.:

- diffuse Muskel- und Gelenkschmerzen

- chronische Kopfschmerzen

- immer wieder kehrende Infekte

- Konzentrationsstörungen

- Müdigkeit und Erschöpfung

- Schlafstörungen

- Schwindel

- allgemeines Krankheitsgefühl


Weiterhin kann es zu chronischer Parodontitis, Wundheilungsstörungen, Stoffwechselstörungen und Insulinresistenz kommen.

Zwei wichtige Labormarker bei Silent Inflammation

Liegt bei einem Patienten ein CRPS vor, so sollte nach einer möglichen stillen Entzündung geschaut werden. Wird diese nicht beseitigt, verbleibt das Immunsystem im Dauerstress. Die Folge ist hierbei, dass die Entzündung im Gewebe aufrechterhalten wird. Das CRPS wird im übertragenen Sinne durch eine vorliegende stille Entzündung „gefüttert“. Wie oben beschrieben weisen Patienten vor Entstehung eines CRPS meist schon stille Entzündungen auf, welche teilweise bereits über Jahre bestehen. Somit könnte das CRPS als Folge einer Silent Inflammation gesehen werden.

Marker Nr. 1: hsCRP

Im Blut kann das sogenannte hsCRP (hochsensitives C-reaktives Protein) nachgewiesen werden. Bei dieser Messvariante wird der Entzündungswert hochsensitiv bestimmt und besitzt somit eine hohe Aussagekraft. Das hsCRP gilt als etwa zehnmal sensitiver als der einfache CRP-Wert. Bereits Werte über 0,5 mg/l können eine stille Entzündung anzeigen.

Für die Messung von hsCRP wird Serum benötigt.




Marker Nr. 2: LPS

LPS (Lipopolysaccharide) werden auch als Endotoxine bezeichnet und befinden sich in der äußeren Zellwand von Bakterien. Beim Absterben von Bakterien bzw. bei der Gabe von Antibiotika werden größere Mengen an LPS frei. Diese können im Blut nachgewiesen werden. Kommt es zu einem erhöhten Einstrom von LPS in den Blutkreislauf (Endotoxinämie), so kann dies ein Hinweis auf Darmerkrankungen wie ein Leaky-Gut-Syndrom oder eine Parodontitis sein.

Schon bei geringen Mengen an LPS im Blutkreislauf kommt es zur Ausschüttung von proinflammatorischen Zytokinen. Diese initiieren eine latente bis hochgradige Entzündungsreaktion. Hält diese Reaktion an, so kommt es zu Gewebeschäden und Stoffwechselveränderungen.

Für die Messung kann Endotoxin im Serum bestimmt werden. Weiterhin wird die Messung von LBP (Lipopolysaccharid-bindendes Protein) empfohlen, da LBP eine Halbwertzeit von etwa 24 Stunden aufweist.

Bei CRPS stille Entzündung senken

Neben der Messung von hsCRP und LPS sollte bei einem CRPS darüber nachgedacht werden, Einflussfaktoren für eine stille Entzündung zu reduzieren. Diese können sehr individuell sein und müssen nach und nach ausfindig gemacht werden.

Neben diesen Maßnahmen haben sich auch eine mediterrane Kost mit viel Gemüse, wenig Fleisch und einem hohen Anteil an „guten“ Fetten und Ölen bewährt. Zudem sollte das Körpergewicht überprüft und ausreichend Bewegung in den Alltag integriert werden.



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Quellen:

(1) IMD Labor Berlin (Dez 2023), https://www.imd-berlin.de/aktuelles/aktuelles-detailansicht?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=122&cHash=6142ac0338b139c94fd6ff1a3b32f070

(2) IMD Labor Berlin (Dez 2023), https://www.inflammatio.de/fileadmin/user_upload/Diag_Info/279_Multisystemerkrankungen_Laborprofil.pdf

(3) Institut für Mikroökologie (Dez 2023), https://www.ifm-herborn.de/silent-inflammation#row_20757_32

(4) Österreichische Ärztezeitung (Dez 2023), https://aerztezeitung.at/2023/oaz-artikel/medizin/silent-inflammation-still-unbemerkt-und-reversibel/


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