Wundheilungsstörungen und die Rolle von Zink

Wundheilungsstörungen und die Rolle von Zink

Wundheilungsstörungen können nach unterschiedlichen Traumata auftreten. Hierbei spielen offene Verletzungen wie nach einer Operation oder auch geschlossene Gewebetraumata nach Stürzen oder Quetschungen eine wichtige Rolle.

Meist werden solche Störungen durch äußere Wundverhältnisse, aber auch durch Vorerkrankungen oder mögliche Mikronährstoffmängel begünstigt.

Zu den äußeren Faktoren zählen z.B. eine bakterielle Fehlbesiedelung der Haut mit pathogenen bzw. multiresistenten Keimen, ungünstiges Wundmaterial, zu straff genähte Wundnaht, zu fester Druckverband oder seltener Verbandswechsel.

Zu den möglichen ungünstigen Faktoren bzw. Vorerkrankungen zählen z.B. Gefäßerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Rheumatoide Arthritis. Weiterhin beeinflussen die Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika, Antidepressiva, Cortison-Präparaten oder auch Antibabypille sowie Rauchen und Alkohol die Wundheilung.

Bei Verdacht auf mögliche Wundheilungsstörungen werden in der Regel unterschiedliche ärztliche Untersuchungen durchgeführt, um den genauen Grad der Störung festzustellen. Dabei werden u.a. folgende Dinge abgeklärt:

- Vorerkrankungen

- Einnahme von Medikamenten

- Blutuntersuchung u.a. Messung des CRP-Wertes (Entzündungsmarker) sowie der roten und weißen Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten)

- Fiebermessung

- Schmerzzustand

- Testung von Motorik und Sensibilität

- Doppler- und Duplex-Sonografie zur Abklärung des Durchblutungszustands

- ggf. Abstrich-Entnahme und Bestimmung von Erregern

Bei Menschen mit Wundheilungsstörungen liegen unter Umständen Mikronährstoffmängel vor, welche die Situation begünstigen. Hierzu zählen vor allem Zink.

Zink als unentbehrliches Spurenelement in der Wundheilung

Zink ist vor allem in Innereien, Fisch, Eiern und Milchprodukten enthalten. Weiterhin zählen Haferflocken, Vollkornprodukte und Spinat zu wichtigen pflanzlichen Zinkquellen. Zink ist essentiell wichtig für die Wundheilung, da hierüber die Kollagensynthese gefördert wird. Es ist bekannt, dass eine vegetarische Ernährung, intensiver Sport oder auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zu einem Zinkmangel führen.

Zink ist am Wundschluss und an der Wundheilung im Allgemeinen beteiligt, da es hierunter zu einer Neubildung von Gewebe kommt. Zudem zeigt Zink eine wichtige Funktion in der ersten Phase der Wundheilung. Hier unterstützt es immunologische Prozesse und ist in der Lage, Infektionen zu verhindern.

Zink bei diabetischem Fuß

In einer randomisierten doppelt verblindeten und placebokontrollierten Studie wurde an 60 Probanden mit diabetischem Fuß untersucht, inwieweit eine Zinkeinnahme Einfluss auf die Wundheilung hat. Die Probanden erhielten 12 Wochen lang 220 mg Zinksulfat, 50 mg elementares Zink oder ein Placebo. Nach 12 Wochen zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Ulcus-Länge, des Nüchtern-Glukose-Wertes sowie des CRP-Wertes (1).

In einer multizentrischen randomisierten, kontrollierten und verblindeten Studie wurde an 200 erwachsenen Probanden mit Dekubitus untersucht, inwieweit die Einnahme von Zink in Verbindung mit Arginin und Antioxidantien die Wundheilung verbessert. Nach einer 8wöchigen Einnahme zeigte sich eine um teils mehr als 40 %ige Veränderung der Dekubitusfläche bei Probanden der Zink-Gruppe (2).

Zinkmangel durch Medikamente?

In einigen Fällen kann es dazu kommen, dass die regelmäßige Einnahme von Medikamenten zu einem Zinkmangel führt. Kommt es nun zu einer Operation oder einer Verletzung, dann entstehen auf Grundlage des vorliegenden Zinkmangels Wundheilungsstörungen.

Was sind „typische“ Zinkmangel-Symptome?:

- Müdigkeit und Abgeschlagenheit

- Appetitlosigkeit

- Haarausfall

- brüchige Nägel und ggf. Querrillen

- depressive Verstimmungen

- Konzentrationsstörungen

- erhöhte Infektanfälligkeit

- ausbleibender Eisprung


Wie oben erwähnt, können Medikamente einen Zinkmangel begünstigen. Hierzu zählen:

- H2-Blocker

- Antibiotika z.B. Tetracycline

- ACE-Hemmer (Blutdrucksenker) z.B. Captopril

- Cortison-Präparate z.B. Prednisolon

- Diuretika („Entwässerungsmittel“)

- Schmerzmittel z.B. Ibuprofen oder Diclofenac

- Antibabypille

Nehmen Patienten eins oder mehrere dieser Medikamente regelmäßig ein, dann sollte der Zinkspiegel im Blut überprüft werden.

Zink als orale oder topische Anwendung?

Zink kann oral eingenommen oder als Creme oder Salbe auf die betroffene Hautstelle aufgetragen werden. Meist ist es sogar sinnvoll, beides in Kombination zu verwenden. In einer Studie mit 37 Patienten mit Beingeschwüren, welche einen erniedrigten Zinkspiegel im Serum aufwiesen, wurde ein spezielles Zinkgel auf die Hautstellen aufgetragen. Unter dem Gel verbesserte sich die Epithelisierung des Gewebes. Zudem waren unter der Anwendung Verschlechterungen von Geschwüren und Infektionen seltener. Weiterhin konnte nachgewiesen werden, dass ein Okklusionsverband mit Zinkoxid zu erhöhten Zinkwerten in der Epidermis, der Dermis und der interstitiellen Flüssigkeit führt (3).

Wichtig bei der äußerlichen Anwendung ist immer auch die Zusammensetzung des Präparats. Manch solcher Salben enthalten Vaseline oder Paraffin. Diese trocknen die Haut aus, verstopfen Poren und gelten als krebserregend.

Wird Zink oral eingenommen, so sollte eine Verbindung mit möglichst guter Bioverfügbarkeit gewählt werden. Hierzu zählen vor allem organische Verbindungen wie Zinkcitrat, Zinkglukonat oder Zinkbisglycinat. Bei erhöhtem Zinkbedarf können täglich 10-15 mg Zink eingenommen werden. Liegen Wundheilungsstörungen vor, dann werden in der Regel 15-30 mg Zink als erforderlich angesehen. Zink sollte für eine gute Verträglichkeit am Abend eingenommen werden. Bei einigen Menschen kann es unter der Einnahme zu einem Metallgeschmack und Kopfschmerzen kommen. Die Einnahme ist bei einer Niereninsuffizienz kontraindiziert.


Quellen:

(1) Momen-Heravi M, Barahimi E, Razzaghi R, Bahmani F, Gilasi HR, Asemi Z. The effects of zinc supplementation on wound healing and metabolic status in patients with diabetic foot ulcer: A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Wound Repair Regen. 2017 May;25(3):512-520. doi: 10.1111/wrr.12537. Epub 2017 May 9. PMID: 28395131.

(2) Cereda E, Klersy C, Serioli M, Crespi A, D'Andrea F; OligoElement Sore Trial Study Group. A nutritional formula enriched with arginine, zinc, and antioxidants for the healing of pressure ulcers: a randomized trial. Ann Intern Med. 2015 Feb 3;162(3):167-74. doi: 10.7326/M14-0696. Erratum in: Ann Intern Med. 2015 Dec 15;163(12):964. PMID: 25643304.

(3) Agren MS. Studies on zinc in wound healing. Acta Derm Venereol Suppl (Stockh). 1990;154:1-36. PMID: 2275309.

(4) Bierbach E. 2019. Naturheilpraxis heute. Lehrbuch und Atlas. 6. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag

(5) Schmidbauer C. 2018. Mikronährstoff-Coach. Das große Biogena-Kompendium der Nährstoffe. 3. Auflage. Wien: Verlagshaus der Ärzte

(6) Gröber, U. 2014. Arzneimittel und Mikronährstoffe. Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.


Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

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