Was haben Migräne, Migräne-Tabletten und Histamin miteinander zu tun? 2 einfache Tipps, wie du deine Migräne leichter in den Griff bekommst inkl. Selbsttest „Migräne oder Spannungskopfschmerz?“

Was haben Migräne, Migräne-Tabletten und Histamin miteinander zu tun? 2 einfache Tipps, wie du deine Migräne leichter in den Griff bekommst inkl. Selbsttest „Migräne oder Spannungskopfschmerz?“

Die Migräne – häufig ein „Frauenproblem“?

Häufig tritt Migräne zwischen dem 15. und 25.Lebensjahr auf. Frauen sind hierbei meist dreimal mehr betroffen als Männer. Die mittelstarken bis starken Schmerzen sind vorrangig einseitig lokalisierbar und werden von den Patienten als pulsierend, hämmernd und pochend beschrieben. Bis zu 30 % der Patienten geben neben den Schmerzen eine sogenannte Aura an. Diese zeigt sich durch Lichtblitze, Schwindel, Bewusstseinsstörungen, Übelkeit, Erbrechen oder auch andere Phänomene.

Warum entsteht eine Migräne und welche Symptome treten auf?

Bis heute ist nicht vollständig geklärt, wie es zur Migräne kommt. Man weiß jedoch, dass es ein multifaktorielles Geschehen darstellt d.h. viele verschiedene Einflüsse eine Rolle spielen.

Folgende Faktoren / Trigger können ausschlaggebend sein:

• familiäre Veranlagung

• Schokolade

• Milchprodukte

• Alkoholkonsum v.a. Rotwein

• Wetterwechsel und Luftdruckveränderungen

• Schlafmangel

• Schichtarbeit

• Stress

• hormonelle Einflüsse wie die Periode oder die Einnahme der Antibabypille


Zudem können folgende Ursachen eine wichtige Rolle spielen:

• Hirnvenenthrombosen

• Halswirbelsäulenbeschwerden

• Schulter-Nacken-Verhärtungen

• Kieferprobleme z.B. Knirschen in der Nacht (Bruxismus)

• hoher Blutdruck

Migräne oder Spannungskopfschmerz?

Bist du dir nicht sicher, ob du an Migräne oder Spannungskopfschmerz leidest? Dann mach den Selbsttest.

Migräne-Schmerzmittel

Zur „Behandlung“ der Migräne kommen unterschiedliche Schmerzmittel zum Einsatz. Bei leichter bis mittelgradiger Migräne werden Acetylsalicylsäure (ASS, bis zu 1.000 mg als Einmalgabe), Ibuprofen (bis zu 600 mg als Einmalgabe), Paracetamol oder Metamizol (beides jeweils bis zu 1.000 mg als Einmalgabe) empfohlen. Bei mittelschwerer bis schwerer Migräne werden Triptane wie Sumatriptan (max. Tagesdosis 200 mg), Zolmitriptan (max. Tagesdosis 10 mg) oder Naratriptan (max. Tagesdosis 5 mg) von ärztlicher Seite her angeraten.

Wichtig zu wissen:

Die häufige Einnahme (mehr als 10 x monatlich) von Schmerzmitteln kann die Entstehung einer chronischen Migräne begünstigen. Hierbei spricht man auch von einer medikamenteninduzierten Migräne.


Treten Migräneanfälle mehr als 3 x monatlich auf oder spricht die Migräne nicht auf ausgewählte Schmerzmittel an, so können noch weitere Medikamente in Betracht gezogen werden. Hierzu zählen vorrangig die Beta-Blocker wie Metoprolol, Bisoprolol oder auch Propranolol. Kommt Migräne mehr als 4 Tage im Monat vor, so werden Betroffenen CGRP-Antikörper empfohlen. Bei chronischer Migräne wird außerdem zur Anwendung von Botox (Botulinumtoxin A) geraten (1, 2, 3).

Wichtig zu wissen:

Migräne gilt als chronisch, wenn diese an mehr als 15 Tagen im Monat und länger als 3 Monate besteht.


Migräne und Histamin

Bei der Untersuchung der Migräne wird häufig nach neurologischen Ursachen geschaut. Zudem kann ein MRT vom Arzt angeordnet werden, um Hirnerkrankungen auszuschließen. Weiterhin werden auch orthopädische bzw. muskuläre Erkrankungen wie Probleme der Halswirbelsäule, des Schulter-Nacken-Bereichs oder des Kiefers untersucht.

Interessanterweise gibt es meist nur wenige Ärzte und Behandler/innen, welche die Betroffenen auf den Zusammenhang zwischen Histamin und Migräne hinweisen.


In diesem Falle gibt es zwei sehr wichtige Unterscheidungen zu machen:


1. Migräne-Schmerzmittel fungieren als körperfremde Histaminliberatoren

Histaminliberatoren führen im Allgemeinen zu einer Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen, basophilen Granulozyten und Thrombozyten. Zu den körpereigenen Liberatoren zählen z.B. das Peptidhormon Bradykinin bzw. das Neuropeptid Substanz P, wobei beide an Entzündungsprozessen im Körper beteiligt sind. Zu den körperfremden Liberatoren zählen neben Nahrungsmittel und Röntgenkontrastmittel auch Migräne-Schmerzmittel wie das ASS, Ibuprofen oder auch Paracetamol. Werden also Schmerzmittel regelmäßig eingenommen, z.B. auch gegen Rückenschmerzen u.a., dann kommt es zu einer Histamin-Ausschüttung der jeweiligen Körperzellen. Diese Reaktion kann eine latente Inflammation (stille Entzündung) im Körper begünstigen und die Migräne-Attacken verstärken bzw. die Häufigkeit der Attacken fördern.

In diesem Falle ist es wichtig, die eigentlichen Gründe für die Migräne zu finden und damit die Dosierung der Medikamente anzupassen. Wie du die Schmerzen mithilfe eines pflanzlichen Extraktes reduzieren kannst, liest du weiter unten.


2. Fäulniskeime im Darm führen zu einer Histamin-Belastung

Bei einer „ungesunden“ Ernährung, aber auch bei der mehrmaligen Einnahme von Antibiotika kann es zu einem Ungleichgewicht der Darmflora zugunsten der Fäulnisflora kommen. In diesem Falle kann es sein, dass sich beispielsweise vermehrt E.coli-Bakterien oder Clostridien bilden. Clostridien weisen eine vergleichsweise hohe Stoffwechselaktivität auf. Hierdurch kommt es zu einer Bildung von biogenen Aminen und Ammoniak. Im Übermaß können diese Stoffe toxisch auf den Körper wirken. Biogene Amine wirken histaminähnlich, wobei Alkohol die Bildung verstärkt. Biogene Amine werden, ähnlich wie Histamin, vom Enzym DAO (Diaminoxidase) abgebaut. Ammoniak wirkt neurotoxisch und kann, nach dem Durchdringen der Blut-Hirn-Schranke, zu teils schweren Nervenschäden im Gehirn führen (4, 5).

Ein Rezept für einen einfachen Darm-Smoothie findest du unter diesem Link.


Ein Beispiel aus der Praxis

Eine 36jährige Patientin kommt in die Praxis. Sie erzählt, dass sie seit etwa 12 Jahren an starker Migräne leide. Sie habe schon verschiedenste Medikamente und auch Beta-Blocker ausprobiert. Außerdem war sie bei der Osteopathie, Physiotherapie und beim Yoga. Zudem hat sie diverse Entspannungskurse besucht, Stressfaktoren reduziert, die Ernährung umgestellt und auch die Antibabypille abgesetzt. Die Migräne hatte sich laut Patientin in ihrer Häufigkeit und Intensität schon merkbar verbessert, dennoch kam es immer wieder zu Krankschreibungen und Medikamenteneinnahmen.

Ich empfahl der Patientin einen Stuhltest. Hierbei stellte sich heraus, dass sie unter einer starken Belastung mit Clostridien litt (siehe auch Foto, Labor GanzImmun). Zudem nahm sie beim Einsetzen der Schmerzen meist Paracetamol.


Durch die hohe Belastung mit Histamin (Kombination aus biogenen Aminen und dem Histaminliberator Paracetamol) kam es vermutlich zu einer Stagnation in der Behandlung. Nach Hemmung der Clostridien-Belastung sowie der Unterstützung des Histamin-Abbaus kam es zu einer weiteren spürbaren Verbesserung der Migräne. Neben unterschiedlichen Präparaten kam auch Weidenrinde als pflanzliches Mittel zum Einsatz.


Weidenrinde bei Migräne?

Die Inhaltsstoffe der Weidenrinde wirken schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend. Zudem sind diese in der Lage, die sogenannte COX-2 (Cyclooxygenase) zu hemmen und damit positiv in die Entzündungskaskade einzugreifen. Ende des 18.Jahrhunderts wurden Extrakte der Weidenrinde synthetisiert – es entstand das Medikament Acetylsalicylsäure (ASS).

Weidenrinde kann als Fertigarznei aus der Apotheke oder auch als Tee eingenommen werden. Die Einnahme sollte jedoch mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Zudem ist Vorsicht geboten bei Magen-Darm-Erkrankungen, Leber- und Nieren-Erkrankungen, bei Schwangeren, Stillenden und Kindern unter 12 Jahren sowie bei der Einnahme von Medikamenten. Da Weidenrinde einen sehr eigenen Geschmack aufweist, kann diese mit anderen Pflanzen für eine Tee-Mischung kombiniert werden. Hierzu zählen Ingwer, Melisse, Lindenblüte und Lavendel.

In der Tabelle findest du ein Beispiel für eine Tee-Mischung (diese reicht für einige Wochen und kann in darauf spezialisierten Apotheken bestellt werden). Für 1 Tasse Tee wird 1 TL loser Tee mit etwa 250 ml heißem Wasser aufgegossen. Der Aufguss kann dann etwa 10 min durchziehen.

Es können täglich 1-2 Tassen über 6-8 Wochen getrunken werden. Hiernach sollte eine Pause eingelegt werden. Die Tee-Mischung kann präventiv bei Migräne genutzt werden. Da die Wirkung verspätet einsetzt, ist die Mischung nicht bei akuten Migräneschmerzen zu empfehlen.


Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Histamin-Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.



Quellen:

(1) S1-Leitlinie Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne. Stand: 31. Januar 2018. Abgerufen am: 29. Juni 2018

(2) Göbel: Migräne. Springer 2012, ISBN: 978-3-642-25558-8

(3) Mumenthaler, Mattle: Neurologie. 12. Auflage Thieme 2008, ISBN: 978-3-133-80012-9

(4) Holzhauer P, Gröber U. 2013. Checkliste Komplementäre Onkologie. Hippokrates Verlag

(5) Jarisch R. 2013. Histaminintoleranz. Histamin und Seekrankheit. Thieme Verlag

(6) IMD Berlin, 2021, https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/leaky-gut.html