Verbotene Lebensmittel bei Rheumatoider Arthritis?

Verbotene Lebensmittel bei Rheumatoider Arthritis?

Bei der Rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, welche durch verschiedene Einflussfaktoren entstehen kann. Mehr zu den unspezifischen und spezifischen Symptomen findest du auch in diesem Blog-Artikel (inkl. 15-Fragen-Test).

In diesem Artikel soll genauer beleuchtet werden, ob es sogenannte „verbotene“ Lebensmittel bei der Rheumatoiden Arthritis gibt und warum diese unter Umständen reduziert gegessen bzw. vom Speiseplan gestrichen werden sollten.

Gluten als wichtiger Faktor

Gluten ist vielen Menschen vermutlich ein Begriff. Hierbei handelt es sich um das sogenannte „Klebeeiweiß“, welches die Konsistenz von Backwaren verbessert. Neben der Autoimmunerkrankung Zöliakie kann auch die Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie Weizensensitivität bzw. Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität (NZWS) unterschieden werden. Zweiteres zählt nicht zu den Autoimmunerkrankungen. Die Zöliakie tritt bei einem von 200-500 Menschen auf und zählt zu den weniger seltenen Erkrankungen. Menschen mit einer Zöliakie besitzen sogenannte HLA-Merkmale wie DQ2 und DQ8, welche im Blut nachweisbar sind. Besitzt ein Mensch diese Art der Disposition, dann können zusätzliche Umweltfaktoren und andere Einflüsse dazu führen, dass dieses Merkmal „aktiviert“ wird und sich die Zöliakie manifestiert. Zum Ausschluss einer Zöliakie gibt es standardisierte Laborparameter, welche vom behandelnden Arzt beauftragt werden.

Hierzu zählen z.B.:

• Antikörper gegen Gewebstransglutaminase IgG/IgA

• Antikörper gegen deamidiertes Gliadin IgG/IgA

• Antikörper gegen Endomysium IgG/IgA


Vor allem der erste und letzte Marker besitzt eine hohe Sensitivität und Spezifität in Bezug auf die klinische Beurteilung. Bei der Diagnostik sollten deshalb Marker kombiniert eingesetzt werden, um eine möglichst hohe Aussagekraft zu erzielen. In der Regel erfolgt ebenfalls eine Biopsie, um veränderte Schleimhäute näher auf eine mögliche Zöliakie zu untersuchen. Wird die Diagnose bestätigt, dann muss von den Betroffenen eine strikte lebenslange glutenfreie Diät eingehalten werden. Besteht der Verdacht einer Zöliakie, dann führen häufig andere bestehende oder sich entwickelnde Erkrankungen zu dieser Verdachtsdiagnose (1,2).

Hierzu zählen z.B.:

• Diabetes mellitus Typ I

• Eisenmangelanämie

• ausgeprägte Zahnschmelzdefekte

• Osteoporose

• Morbus Crohn

• Colitis ulcerosa

• Depression

• Angststörungen

• Neuropathien

• Migräne

• Ataxie (gestörte/s Gleichgewicht & Koordination durch Erkrankungen des Gehirns)


In einer Studie wurde untersucht, inwieweit sich eine glutenfreie Diät bei Patienten mit schlecht behandelbarer Rheumatoider Arthritis auswirkt. Unter der Behandlung mit Medikamenten in Kombination mit einer glutenfreien Diät konnten Remissionen erzielt sowie Symptome verbessert werden. Dies zeigte sich außerdem bei Patienten, welche nicht auf eine herkömmliche medikamentöse Behandlung ansprachen (3). 

In einer anderen Studie wurde untersucht, inwieweit eine kombinierte Diät aus gluten-, laktose- und fleischfreier Kost eine Verbesserung der Beschwerden bei Rheumatoider Arthritis beeinflusst. Hierbei erhielten 40 Probanden über drei Monate diese Diät. Am Ende dieser Zeit konnte festgestellt werden, dass eine signifikante Verbesserung der körperlichen und geistigen Gesundheit, der Lebensqualität und der Schmerzen erreicht wurde. Zudem sank der Entzündungsmarker CRP signifikant (4).

Das Problem mit dem ATI (Amylase-Trypsin-Inhibitoren)

Neben dem eigentlichen Gluten können auch ATI´s zu diversen Beschwerden führen und Symptome einer Rheumatoiden Arthritis verstärken. ATI´s werden auch als Amylase-Trypsin Inhibitoren bezeichnet und sind Proteine, welche in Schalen von Saaten vorkommen. Eine hohe Konzentration liegt vor allem in Weizen vor. ATI´s hemmen die Amylase und das Trypsin. Amylasen sind Enzyme, welche vorrangig Stärke abbauen. Trypsin ist ein spaltendes Verdauungsenzym, welches ebenfalls von der Bauchspeicheldrüse ausgeschüttet wird. Kommt es unter ATI´s zu verschiedenen körperlichen und psychosomatischen Beschwerden, dann spricht man von einer Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität.

ATI´s dienen der Pflanze als „Fraßgift“ und macht diese resistent gegen pathogene Keime. In den letzten Jahren wurden Pflanzen so verändert, dass diese einen höheren Anteil an ATI aufweisen. Dies führte dazu, dass der Ertrag von verschiedenen Getreidesorten gesteigert sowie Pflanzenschutzmittel reduziert werden konnte. Ältere Getreidesorten wie Einkorn, Emmer und Dinkel weisen meist einen geringen Anteil an ATI´s auf, wohingegen aktuell gezüchtete konventionelle Sorten meist einen hohen Anteil an ATI´s aufweisen. Hierzu zählt vor allem der Hochleistungsweizen für die Industrie. ATI´s sind sehr hitzestabil und weitestgehend resistent gegen Enzyme des Magen-Darm-Traktes.

ATI´s sind in der Lage inflammatorisch zu wirken, welches über den Toll-like-Rezeptor 4 (TLR4) initiiert wird. Weiterhin ist es ATI´s möglich, Makrophagen, Monozyten und dendritische Zellen (zum Immunsystem gehörende Zellen) zu aktivieren und damit eine Immunantwort auszulösen (5). Dies erklärt, warum das Immunsystem in eine Art „Zell-Stress“ gerät und hierdurch die Entstehung von Autoimmunerkrankungen forciert werden kann (6,7). Weiterhin stehen ATI´s im Verdacht, die Darmpermeabilität (Darmdurchlässigkeit) zu erhöhen und damit ein Leaky-Gut-Syndrom („undichter“ Darm) in der Entwicklung zu fördern. Stark ATI-haltige Getreidesorten sind diese, welche gemahlen werden. Hierzu zählen z.B. Vollkornweizen-, Vollkorndinkel- oder auch Vollkornroggenmehl. Ältere Sorten enthalten in der Regel weniger ATI. Als ATI-arm bzw. ATI-frei gelten Hafer, Reis, Mais oder auch Hülsenfrüchte.

Zu häufigen Symptomen einer ATI-Sensitivität zählen:

• Blähungen

• Durchfälle

• Müdigkeit

• Kopfschmerzen

• Muskel- & Gelenkschmerzen

• Depression

• Angstzustände

• Benommenheit (Brain Fog)

• Erschöpfung

• Leistungsabfall

• Konzentrations- und Gedächtnisstörungen

• Infektanfälligkeit

• Kreislaufstörungen

Was ist das Fazit?

Da es sich bei der Rheumatoiden Arthritis um eine Autoimmunerkrankung handelt, sollten auch immer andere immunologische Erkrankungen im Blick behalten werden. Hierzu zählen beispielsweise die Zöliakie. Einige Menschen äußern jedoch, dass bei ihnen keine Zöliakie festgestellt wurde, sie jedoch bei Essen von glutenhaltigen Lebensmitteln immer wieder Beschwerden zeigen und sich die Gelenkschmerzen deutlich verschlechtern. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, an eine ATI-Sensitivität zu denken. Da ATI´s wie oben beschrieben Amylase und auch Trypsin hemmen, kann in einem Stuhltest erfahrungsgemäß häufig eine verminderte Funktion der Bauchspeicheldrüse festgestellt werden.


Ergänzendes Video

Hier findest du ein ergänzendes Video (Länge ca. 11 min) zum Blog-Artikel.



Quellen:

(1) Labor Karlsruhe (Sept 2023) https://www.labor-karlsruhe.de/lv/? module=Analyte&action=einzel&id=527

(2) IMD Berlin (Sept 2023) https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/ nahrungsmittelshyunvertraeglichkeiten/zoeliakie

(3) Bruzzese V, Scolieri P, Pepe J. Efficacy of gluten-free diet in patients with rheumatoid arthritis. Reumatismo. 2021 Jan 18;72(4):213-217. doi: 10.4081/reumatismo.2020.1296. PMID: 33677948.

(4) Guagnano MT, D'Angelo C, Caniglia D, Di Giovanni P, Celletti E, Sabatini E, Speranza L, Bucci M, Cipollone F, Paganelli R. Improvement of Inflammation and Pain after Three Months' Exclusion Diet in Rheumatoid Arthritis Patients. Nutrients. 2021 Oct 9;13(10):3535. doi: 10.3390/nu13103535. PMID: 34684536; PMCID: PMC8539601.

(5) Gepris Deutsche Forschungsgemeinschaft (Sept 2023) https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/ 316072025?context=projekt&task=showDetail&id=316072025&

(6) Zevallos Vf et al. & Schuppan D. Nutritional Wheat Amylase-Trypsin Inhibitors Promote Intestinal Inflammation via Activation of Myeloid Cells. Gastroenterology. 2017; 152(5): 1100-1113.e12. doi: 10.1053/j.gastro.2016.12.006.

(7) Geisslitz S, Weegels P, Shewry P, Zevallos V, Masci S, Sorrells M, Gregorini A, Colomba M, Jonkers D, Huang X, De Giorgio R, Caio GP, D'Amico S, Larré C, Brouns F. Wheat amylase/ trypsin inhibitors (ATIs): occurrence, function and health aspects. Eur J Nutr. 2022 Sep;61(6):2873-2880. doi: 10.1007/s00394-022-02841-y. Epub 2022 Mar 2. PMID: 35235033; PMCID: PMC9363355.


Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt (Bianca Peters®).





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