Rheumatoide Arthritis - Symptome erkennen - Inkl. 15-Fragen-Test

Rheumatoide Arthritis – Symptome erkennen – inkl. 15-Fragen-Test

Die Rheumatoide Arthritis gilt als Autoimmunerkrankung, welche neben den Gelenken auch andere Organe betreffen kann. Durch die Autoimmunreaktion werden Schleimbeutel, Sehnenscheiden und auch die Gelenkinnenhaut angegriffen und zerstört. Zudem kann sich das Risiko für spätere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems erhöhen. Dazu zählen beispielsweise Herzinfarkt oder Schlaganfall. Deshalb ist es hier sehr wichtig, die Entzündung grundlegend in Schach zu halten sowie Schübe zu vermeiden. Es ist davon auszugehen, dass etwa 1 % der Bevölkerung davon betroffen ist. Frauen sind etwa dreimal häufiger betroffen, als Männer. Das Risiko für den Krankheitsbeginn steigt mit dem Alter.

Manchmal kann es passieren, dass Menschen Veränderungen an ihren Händen spüren und die Vermutung haben, dass es sich um eine rheumatische Erkrankung handeln könnte. Solche Erkrankungen zeigen sich in der Medizin als eine Art „Chamäleon“, da zu Beginn unspezifische Symptome eine Rolle spielen können. Neben körperlichen Beschwerden werden meist auch andere Veränderungen bemerkt, welche angegeben werden. Hier ist häufig der Hausarzt die erste Anlaufstelle.

Zu Beginn häufig unspezifische Symptome

Zu Beginn der rheumatoiden Arthritis fallen den Betroffenen meist unspezifische Symptome auf. Erst wenn diese eine Weile anhalten, wenden sich die Betroffenen an ihren behandelnden Arzt, um der Ursache auf den Grund zu gehen.

Zu den möglichen ersten Symptomen zählen beispielsweise Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Erschöpfung, Leistungsabfall, leicht erhöhte Körpertemperatur oder auch leichtes Fieber. Wird ein großes Blutbild veranlasst, fallen hier meist keine gravierenden Auffälligkeiten ins Auge. Deshalb kann es sein, dass die beginnenden Beschwerden auf einen stressigen Alltag oder Job geschoben werden. Manchmal wird dann Urlaub oder auch eine Kur empfohlen, um den Stress hinter sich zu lassen.

Ist die rheumatische Erkrankung bei der betroffenen Person neben anderen Faktoren durch Stress getriggert, dann können sich zunächst leichte Verbesserungen der Beschwerden im Urlaub oder auf Kur zeigen. Jedoch kommt es nach einer Entspannungsphase unter Stress erneut zu den gleichen Symptomen.

Neben den oben genannten Beschwerden können im Laufe der Zeit weitere unspezifische Auffälligkeiten dazu kommen. Hierzu zählen beispielsweise Schlafstörungen, Nachtschweiß und unspezifische Muskelschmerzen. Auch solche Beschwerden sind unter Stress meist nicht ungewöhnlich und lassen an Überlastung oder Fibromyalgie denken. Zudem kann es passieren, dass Betroffene aufgrund eines unauffälligen Blutbildes zunächst eine Überweisung zum Psychologen und Orthopäden erhalten, um die Schlafstörungen und auch die Muskelschmerzen in den Griff zu bekommen. Weiterhin kann es passieren, dass durch die chronische Müdigkeit, Antriebslosigkeit und auch Erschöpfung eine Depression oder auch ein Fatigue-Syndrom diagnostiziert wird. In diesem Falle wären eine empfohlene Verhaltenstherapie und die Gabe von Antidepressiva kontraproduktiv, da es sich hier um eine Autoimmunerkrankung handelt. Kommen zu den oben genannten Beschwerden nun auch ein (wenn auch selten auftretender) Gewichtsverlust dazu, dann werden Betroffene häufig zügig zu einem Onkologen überwiesen, um eine Krebserkrankung auszuschließen. Auch hier wird man dann in der Regel nicht fündig, da die Symptome die ersten Anzeichen für Rheumatoide Arthritis sein können.

Der Darm als wichtiger Indikator

Etwa 80 % des Immunsystems befinden sich im Darm. In den letzten Jahren sind immer mehr Veröffentlichungen erschienen, welche sich mit dem Zusammenhang des Darms und anderen Erkrankungen beschäftigen. Beispielsweise konnte beobachtet werden, dass erhöhte Werte des Parameters Zonulin möglicherweise auch das Risiko für eine entstehende Rheumatoide Arthritis erhöhen (1). Zonulin wird in der Regel im Stuhl untersucht und zeigt an, welche „Dichtigkeit“ der Darm besitzt. Zeigen Betroffene sehr hohe Zonulin-Werte, so spricht man von einem Leaky-Gut-Syndrom („undichter“ Darm). Die Abbildung unten zeigt den Laborwert Zonulin (Labor GanzImmun). Weiterhin konnten Untersuchungen zeigen, dass eine eher ballaststoffreiche Kost zu einer Entzündungshemmung führt und Symptome einer Rheumatoiden Arthritis reduzieren kann (1).

Später im Verlauf spezifische Symptome

Bestehen zunächst die unspezifischen Symptome, kommen Wochen oder Monate später meist spezifische Symptome hinzu. Diese können sich schubweise zeigen und zwischenzeitlich auch wieder abklingen. Hierzu zählen beispielsweise Gelenkschmerzen in Ruhe. Hier sind meist symmetrisch die Fingermittel- und Fingergrundgelenke sowie das Handgelenk betroffen. Weiterhin kommt es zu Gelenkschwellungen vor allem der Grundgelenke, zu einer Überwärmung genannter Gelenke sowie zu morgendlicher Fingersteifigkeit von mehr als 60 Minuten. In diesem Zusammenhang treten bei Betroffenen nun vermehrt Sehnenscheiden- oder auch Schleimbeutelentzündungen, ein zunehmender Verlust an Greifkraft (Atrophie der Thenarmuskulatur) sowie Druckschmerz an den Gelenken auf.

Durch die heutige frühzeitige Diagnostik und Therapie kommt es seltener zu gravierenden Gelenkverformungen (Ulnadeviation oder auch Schwanenhalsdeformität) oder auch zu den sogenannten Rheumaknoten. Neben diesen Symptomen können auch Nervenstrukturen betroffen sein, welches sich durch ein Karpaltunnelsyndrom zeigt.

Organbeteiligungen sind möglich

Schreitet die Erkrankung voran, so können auch Organe betroffen sein. Beispielsweise kann es bei Rheumatoider Arthritis zu Herzbeutelentzündungen (Perikarditis, bei etwa einem Drittel aller Betroffenen), Entzündungen der Augen (Keratokonjunktivitis sicca), des Mundes und der Gefäße (Vaskulitiden), Entzündungen und Vernarbungen der Lunge (Lungenfibrose, bei etwa der Hälfte aller Betroffenen) oder auch einer Rippenfellentzündung (Pleuritis, meist asymptomatisch) kommen.

Andere Erkrankungen nicht vergessen

Manchmal können Beschwerden ähnliche Verläufe zeigen. Um andere Erkrankungen klar von einer Rheumatoiden Arthritis abzugrenzen wird auch von Differentialdiagnosen gesprochen. Die Abgrenzung erfolgt durch eine genaue Befundaufnahme des Patienten, Laborwerte und auch bildgebenden Verfahren.

Nachfolgend werden nur einige mögliche Erkrankungen genannt, welche immer als Differentialdiagnose im Auge behalten werden sollten (2, 3):

- Bindegewebserkrankungen (Kollagenosen) wie SLE (systemischer Lupus erythematodes) oder Sklerodermie

- bakterielle oder virale bzw. septische Arthritis

- reaktivierte Arthritis

- Gicht

- Osteoarthritis

- Fibromyalgie

- Lyme-Arthritis durch Borreliose-Infektion

- Psoriasis-Arthritis

- Vaskulitiden


15-Fragen-Test „Rheumatoide Arthritis“

Nachfolgend findest du ein 15-Fragen-Test zum Thema Rheumatoide Arthritis. Wurden weniger als 5 Fragen mit JA beantwortet, so ist eine Rheumatoide Arthritis eher unwahrscheinlich. Wurden zwischen 5 bis 10 Fragen mit JA beantwortet, so gibt es möglicherweise Hinweise auf eine Rheumatoide Arthritis. Wurden mehr als 10 Fragen mit JA beantwortet, so ist ein Hinweis auf eine Rheumatoide Arthritis als eher wahrscheinlich einzustufen.

Ob eine Rheumatoide Arthritis wirklich vorliegt, kann jedoch nur über eine fachärztliche Diagnostik herausgefunden werden. Somit kann der Test möglicherweise erste Hinweise geben, bestätigt jedoch keinesfalls eine Rheumatoide Arthritis und ersetzt auch keinen Besuch beim Arzt.




Quellen

(1) Pharmazeutische Zeitung (Aug 2023), https://www.pharmazeutische-zeitung.de/was-rheuma-mit-dem-darm-und-der-ernaehrung-zu-tun-hat-128144/seite/2/?cHash=423d52aabfff043d845629222c3f6de2

(2) IMD Labor Greifswald (Aug 2023), https://www.imd-greifswald.de/storage/app/media/Lab-Info/LI%201215_2013%20-%20Rheumatoide%20Arthritis_HGW_Internet.pdf

(3) Labor Karlsruhe (Aug 2023), https://www.labor-karlsruhe.de/leistungen/rheumatologie/symptom-orientierte-differentialdiagnose

(4) Silbernagl, S., Lang, F. (2019). Taschenatlas Pathophysiologie. Thieme Verlag. 6.Auflage.

(5) Bierbach E. 2019. Naturheilpraxis heute. Lehrbuch und Atlas. 6. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag

(6) Martin M. 2013. Das Standardlabor in der naturheilkundlichen Praxis. 4. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag


Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

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