Rückenschmerz durch Darmbeschwerden

Rückenschmerz durch Darmbeschwerden

Rückenschmerzen betreffen eine Vielzahl von Menschen. Manche sind so stark davon betroffen, dass sie regelmäßig Schmerzmittel benötigen oder aber den Arbeitsalltag nur schwer bewältigen können.

Zwischen Oktober 2019 und März 2020 wurde eine telefonische Befragung in Deutschland durchgeführt. Hierfür wurden etwa 5.000 Erwachsene befragt, wie häufig bzw. wie stark sie von Rückenschmerzen betroffen sind. Hierbei zeigte sich, dass etwa 61 % der Erwachsenen in den letzten 12 Monaten an Rückenschmerzen litten. Etwa 16 % gaben an, dass sie von chronischen Rückenschmerzen betroffen seien. In der Befragung waren Frauen häufiger von dieser Erkrankung betroffen. Insgesamt gaben Frauen etwa 9 Tage und Männer etwa 7 Tage Rückenschmerzen im Monat an. Zudem konnte aus der Befragung entnommen werden, dass das Schmerzauftreten mit dem Alter deutlich zunimmt. Die Schmerzintensität wurde bei etwa 23 % der Befragten als „stark“ sowie bei etwa 6 % der Befragten als „sehr stark“ angegeben.

Interessant ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass unspezifische häufiger auftreten als spezifische Rückenschmerzen. Auswertungen der AOK-Krankenkasse aus dem Jahre 2017 zeigen, dass Rückenschmerzen die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen war (1).

Was hat der Darm damit zu tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, warum Rückenschmerzen durch Darmbeschwerden entstehen bzw. begünstigt werden. Auf zwei Faktoren möchte ich in diesem Artikel eingehen.

1. Darm-Wirbelsäulen-Verbindung

Alle Extremitäten, Körperteile und auch Organe werden durch bestimmte Segmente beeinflusst. Als Segment wird die Einheit aus Wirbelkörper, Bandscheibe und austretenden Nervenstrukturen bezeichnet.

Der Darm selbst beginnt am Magenausgang mit dem Dünndarm. Dieser setzt sich wiederum aus dem Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und Krummdarm (Ileum) zusammen. Hiernach folgt der Dickdarm mit seinem aufsteigenden, querverlaufenden und absteigenden Anteil sowie das Rektum.

Der Dünndarm dient der Verdauung und Aufnahme verschiedener Nahrungsbestandteile. Der Dickdarm ist für die Wasserrückresorption und das Eindicken des Stuhls zuständig. Zudem ist der Dickdarm wichtig für den Elektrolythaushalt.

Kommt es nun zu Darmerkrankungen, dann werden über die nervalen Versorgungen auch die Segmente der Wirbelsäule beeinflusst.

Mögliche Erkrankungen sind:

• SIBO (Dünndarmfehlbesiedelung)

• Zöliakie

• Gallensäureverlustsyndrom (führt zu Darmbeschwerden)

• Colitis ulcerosa

• Morbus Crohn

• Reizdarmsyndrom

• Divertikulose / Divertikulitis

• Hämorrhoiden

• Darmparasiten


Dem Dünndarm sind vorrangig die Segmente der mittleren und unteren Brustwirbelsäule, dem Dickdarm vorrangig die Segmente der oberen und mittleren Lendenwirbelsäule zugeordnet.

Beschreiben Patienten großflächige Rückenschmerzen im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule, so können hierfür Dünn- und Dickdarmerkrankungen verantwortlich sein. Kommt es vorrangig zu Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, so ist der Bezug zum Dickdarm gegeben. Um die Rückenschmerzen in den Griff zu bekommen, sollte genau auf den Darm geschaut werden. Meist wird bei konkreten Fragen von Patienten angegeben, dass sie seit Monaten oder sogar Jahren Beschwerden mit der Verdauung haben.

2. Rückenschmerz und Laktose- / Fruktoseunverträglichkeit

Viele Menschen wissen aktuell etwas mit den Begriffen Laktose- und Fruktoseunverträglichkeit anzufangen.

Bei der Laktoseunverträglichkeit (Fälschlicherweise häufig als Laktoseintoleranz bezeichnet. Diese tritt sehr selten auf und führt bei Säuglingen zu teils gravierenden Entwicklungsstörungen.) kommt es zu einer fehlenden Aufspaltung der Laktose, da hier das Enzym Laktase fehlt. Die unverdauten Bestandteile gelangen in den Dickdarm. Dies kann zu einer ungewollten „Anfütterung“ von Fäulniskeimen führen. Die Folge sind starke Blähungen, Bauchkrämpfe und wechselnder teils explosionsartiger Stuhlgang.

Auch bei der Fruktoseunverträglichkeit bzw. Fruktosemalabsorption (Bei einer Intoleranz wird von der hereditären Intoleranz gesprochen, welche genetisch beeinflusst ist. Diese schwerwiegende Stoffwechselerkrankung tritt bei 1:20.000 Neugeborenen auf.) werden die Bestandteile, in diesem Falle Fruktose, nicht gut vertragen und aufgespalten. Hierbei entsteht Methan, Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff. Ähnlich wie bei einer Laktoseunverträglichkeit kommt es auch hier zu teils massiven Gasbildungen im Darm. Lebensmittel mit viel Fruktose sind z.B. Trockenfrüchte, Obstsäfte, Marmelade oder Obst-Smoothies. Die Unverträglichkeit führt zu Bauchkrämpfen, Übelkeit (vor allem morgens), aufgetriebenem Bauch bzw. Blähbauch, Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen und depressiven Verstimmungen.

Die Testung auf beide Unverträglichkeiten erfolgt durch sogenannte H2-Atemtestungen. Die neueren Verfahren fokussieren sich zudem auf die zusätzliche Testung von Methan. Dies lässt ein genaueres Ergebnis zu. Beide Testungen können beim Arzt durchgeführt werden. Weiterhin kann auch Zuhause eine kleine „Vortestung“ stattfinden.

Für die Testung auf Laktose wird etwa 150-200 ml Milch auf einmal getrunken. Im Anschluss werden die Beschwerden notiert. Kommt es zu deutlich spürbaren Verdauungsbeschwerden wenige Zeit nach der Milcheinnahme, so ist eine Unverträglichkeit wahrscheinlich.

Für die Testung auf Fruktose wird etwa 150-200 ml Apfelsaft auf einmal getrunken. Auch hier werden die Beschwerden notiert. Kommt es ebenfalls zu deutlichen Beschwerden innerhalb kurzer Zeit, so ist eine Unverträglichkeit auch hier wahrscheinlich.


Wichtig

Manchmal wird Patienten mit Darmbeschwerden eine Darmspiegelungen empfohlen. Handelt es sich um eine Laktose- bzw. Fruktoseunverträglichkeit, so ist der Befund häufig völlig unauffällig. Die Patienten werden dann unter Umständen mit der Diagnose „Reizdarmsyndrom“ oder „psychosomatische Darmbeschwerden“ entlassen.

Neben dem Vermeiden von Laktose und Fruktose ist es häufig wichtig, die genaue Ursache für diese Problematik ausfindig zu machen. Hierzu zählen z.B. vorherige Antibiotika-Gaben, regelmäßige Einnahme von Medikamenten wie ASS (Acetylsalicylsäure), Zytostatika, Zöliakie, Morbus Crohn oder auch das Vorliegen einer Pilzinfektion (Candida species).



Quellen

(1) Rober Koch Institut (Mai 2024). https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JoHM_S3_2021_Rueckenschmerz_Nackenschmerz.pdf?__blob=publicationFile

(2) Labor Volkmann (Mai 2024). http://laborvolkmann.de/analysenspektrum/DOCS/00/fruktosetoleranztest.pdf

(3) IMD Berlin (Mai 2024). https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelshyunvertraeglichkeiten/fruktoseintoleranz

(4) IMD Berlin (Mai 2024). https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelshyunvertraeglichkeiten/fruktosemalabsorption

(5) IMD Berlin (Mai 2024). https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelshyunvertraeglichkeiten/laktoseintoleranz


Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt (Bianca Peters®).





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