Kleiner Finger & Ringfinger taub? Einfaches Tape bei Ulnaris-Syndrom!

Kleiner Finger & Ringfinger taub? Einfaches Tape bei Ulnaris-Syndrom!


Bei einigen Menschen entstehen im Laufe des Lebens Beschwerden im kleinen Finger. Meist ist hier keine Ursache bekannt. Die Betroffenen schildern, dass sie ein Kribbeln, eine Taubheit oder auch Schmerzen im kleinen Finger und auch teilweise Ringfinger spüren.

Hierfür gibt es häufig drei wichtige Ursachen:

1. Der betroffene Nerv N. ulnaris wird im Bereich des Handgelenks komprimiert (Loge-de-Guyon-Syndrom). Diese Ursache ist relativ häufig anzutreffen.

2. Der betroffene Nerv N. ulnaris wird im Bereich des Ellenbogens komprimiert (Kupitaltunnelsyndrom, Ulnarisrinnensyndrom oder Sulcus-ulnaris-Syndrom). Diese Ursache ist eher seltener anzutreffen.

3. Durch Probleme im Halswirbelsäulenbereich kommt es zu einer Störung im Segment C8. Diese Ursache ist relativ häufig anzutreffen.

1. Loge-de-Guyon-Syndrom

Das Syndrom erhielt den Namen nach dem französischen Chirurgen Guyon. Die Guyon-Loge befindet sich ulnarseitig des Handgelenks leicht oberhalb der distalen Handgelenksfalte. Die Loge wird oberhalb vom sog. Ligamentum transversum bzw. Retinaculum flexorum und dem Ligamentum pisohamatum begrenzt. Die Loge erstreckt sich über die Handwurzelknochen Os pisiforme (Erbsenbein) bis zum Os hamatum (Hakenbein, siehe auch hier mein Video an).

Kommt es in diesem Bereich zu Traumata wie Unfällen oder Kompressionen z.B. durch eine belastende Haltung auf dem Fahrrad, dann dieser Bereich unter Stress geraten.


Häufig schildern Betroffene folgende Beschwerden:

- Taubheit, Kribbeln oder Schmerz vor allem im kleinen Finger, teilweise auch im Ringfinger

- Beschwerden treten v.a. nach längerer Streckung des Handgelenks auf

- beim Vorsichtigen Beklopfen des Nervs (Hoffman-Tinel-Zeichen) kommt es zu Beschwerden ausstrahlend in den kleinen Finger und Ringfinger

- die Beschwerden bleiben in der Regel auf das Handgelenk begrenzt

- bei einer starken Schädigung kommt es zu einer sog. „Krallenhand“

- es kann zu einer Atrophie der M. interossei kommen, d.h. Betroffene können zwischen Daumen und Zeigefinger kein Blatt Papier halten, dies rutscht dann einfach durch die Finger hindurch, der Daumen ist zu schwach und geht in eine leichte Beugung

Mögliche Ursachen des Loge-de-Guyon-Syndroms

Kommt es zu Kompressionen in diesem doch sehr engen Bereich, dann werden Kribbeln oder Taubheit im kleinen Finger und Ringfinger ausgelöst. Hierfür kommen unterschiedliche Ursachen in Betracht. Zum einen sind es äußere Faktoren wie eine längere bzw. übermäßige Streckung des Handgelenks und Traumata, zum anderen eine Veränderung des „Bandgefüges“ durch entzündliche Erkrankungen. Zudem kann sich eine Problematik des Ligamentum transversum bzw. Retinaculum flexorum auf die Loge-de-Guyon übertragen. Dies ist häufig bei einem Karpaltunnelsyndrom bzw. einer Sehnenscheidenentzündung der Fall.


Nachfolgend sind die wichtigsten Ursachen kurz zusammengefasst:

- übermäßig lange oder starke (Über)Streckung des Handgelenks z.B. lange Fahrrad- oder Motorradtouren

- Vibrationstraumata z.B. durch Baumaschinen (Presslufthammer)

- Stürze auf die Hand

- Rheumatoide Arthritis der Hand

- Karpaltunnelsyndrom

- Sehnenscheidenentzündung (Canalis carpi)


2. Kubitaltunnelsyndrom als zweite Ursache für ein Ulnaris-Syndrom

Der N. ulnaris verläuft entlang der Rinne am Ellenbogen (Sulcus nervi ulnaris). Häufig wird dieser Bereich auch als „Musikantenknochen“ bezeichnet. In der Regel kommt es durch Fehlbelastungen, Traumata oder auch durch Zug- und Druckbelastungen zu Nervenschädigungen. Dies ist jedoch erfahrungsgemäß eher selten. Häufig kann der Nerv entlastet werden, indem beispielsweise ein Kissen unter den Ellenbogen gelegt wird. Dies ist beispielsweise am PC eine wichtige Möglichkeit, da hier häufig der Ellenbogen beim Tippen auf der Tastatur auf dem Tisch lagert.


3. Halswirbelsäule als Problem

Gehen Betroffene zum Arzt, dann kann meist sicher die Differenzialdiagnose zwischen einem lokalen Ulnaris-Syndrom (Loge-de-Guyon-Syndrom) und einem segmentalen Problem (Segment C8) gestellt werden. Beide unterscheiden sich in ihrer Innervation.


Nachfolgend sind die Gemeinsamkeiten beider Syndrome beschrieben:

- Kribbeln und Taubheit zeigen sich palmarseitig! am kleinen Finger und der ulnaren Seite des Ringfingers

Hier werden die Unterschiede beider Syndrome beschrieben:

- die Innervation von C8 dorsalseitig: kleiner Finger und ulnare Seite des Ringfingers sowie! ulnare Seite des Unterarms keilförmig bis in den dorsalen Ellenbogen

- die sensible Innervation vom N. ulnaris dorsalseitig: kleiner Finger, Ringfinger und ulnare Seite des Mittelfingers sowie ulnare Seite des Unterarms (jedoch nur bis zur Mitte)




Kommt es zu Sensibilitätsstörungen im kleinen Finger und Ringfinger, dann sollte auch immer an die Halswirbelsäule gedacht werden. Hierbei ist es wichtig zu erfragen, ob noch andere Beschwerden vorliegen.


Diese sind z.B.:

- Haben Sie chronische Schulter-Nacken-Beschwerden?

- Leiden Sie an Spannungskopfschmerz oder Migräne?

- Haben Sie in der Vergangenheit ein Schleudertrauma erlitten?

- Sind Ihnen Bandscheibenvorfälle im HWS-Bereich bekannt?

- Wurden Sie schon einmal im HWS-Bereich operiert?


Einfaches Tape beim Ulnaris-Syndrom der Hand (Loge-de-Guyon-Syndrom)

Der N. ulnaris entsteht aus dem Plexus brachialis und verlässt hiernach die Achselhöhle. Weiter verläuft der Nerv am Oberarm, dann durch die Sulcusrinne am Ellenbogen, hiernach entlang des seitlichen Unterarms und dann durch die Loge-de-Guyon. Nach dem Durchqueren der Loge teilt sich der Nerv in den Ramus superficialis und Ramus profundus.

Beim Tapen von Nervenstrukturen wird in der Regel von distal nach proximal d.h. von peripher nach zentral geklebt.


Nachfolgend zeige ich dir, wie du ein einfaches Tape klebst:

- reinige die Haut im Bereich des ulnaren Handgelenks

- schneide ein Tape mit einer Länge von ca. 10 cm und einer Breite von 2,5 cm zu

- löse die Folie am Ende des Tapes

- klebe die Basis des Tapes ohne Zug unterhalb der Loge-de-Guyon auf

- bringe das Handgelenk in eine leichte Streckung, so wird das Gewebe in Vordehnung gebracht

- nun klebe das Tape ohne Zug entlang des Nervenverlaufs

- streiche einige Male über das Tape, um es zu fixieren

- das Tape kann einige Tage auf der Haut verbleiben


Quellen

(1) Peters B (2019). Taping für Heilpraktiker. Thieme Verlag

(2) Platzer W (1999) DTV-Atlas Anatomie. Band 1. Bewegungsapparat. Thieme Verlag

(3) Schünke et al. (2007). Prometheus. Lernatlas der Anatomie. Thieme Verlag

(4) Waldner-Nilsson B (2008). Handrehabilitation. Für Ergo- und Physiotherapeuten. Band 1. Grundlagen Erkrankungen. Springer Verlag


Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt (Bianca Peters®).



Kribbeln & Taubheit in den Fingern?

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