Kieferschmerz & Kieferknacken – 2 einfache Tipps
Kieferschmerzen sind ein sehr komplexes Beschwerdebild. Hierfür kommen meist unterschiedliche Dinge infrage. Zum einen können die Beschwerden aufgrund von Dysbalancen und Erkrankungen des Kiefergelenks bzw. der Kaumuskulatur auftreten, zum anderen sind auch Dysfunktionen der Körpermuskulatur, Stress, Mikronährstoffmängel, Hormondysbalancen oder auch Dysfunktionen der faszialen Strukturen möglich.
In diesem Artikel möchte ich näher auf einen Gesichtsmuskel eingehen, welcher einen direkten Einfluss auf das Kiefergelenk zeigt. Hierbei handelt es sich um den Musculus pterygoideus lateralis. Dieser Muskel wird durch den Nervus mandibularis (V3) innerviert. Der Muskel besitzt zwei Ursprünge, welche sich an der Lamina lateralis des Processus pterygoideus bzw. an der Lamina temporalis befinden. Der Ansatz befindet sich im Bereich des Processus condylaris der Mandibula bzw. des Discus und der Kapsel des temporomandibulären Gelenks.
Die Funktion besteht darin, den Kiefer zu schließen bzw. zu öffnen und nach vorn zu bewegen.
Welche Beschwerden können nun auftreten, wenn dieser Muskel Verhärtungen und Triggerpunkte zeigt?:
• Probleme beim Kauen
• Schmerzen im Bereich des Kiefergelenks
• Schmerzen im vorderen Bereich des Oberkiefers
• Gefühl einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
• Gefühl einer Kiefergelenksentzündung
• Kiefer kann nicht vollständig geöffnet werden
• Zähneknirschen v.a. nachts (Bruxismus)
In der nachfolgenden Abbildung stellen die markierten Flächen die Schmerzbereiche durch die Ausbildung von Triggerpunkten dar. Die Triggerpunkte selbst sind punktförmig im Bereich des Jochbeinbogens dargestellt.
Die genannten Beschwerden können durch unterschiedliche Einflüsse und Belastungen getriggert bzw. hervorgerufen werden.
Hierzu zählen:
• häufiges und starkes Kauen von Kaugummis
• Nägel kauen
• Daumen lutschen bei Kindern
• starker Druck auf den Kiefer bzw. Muskel beispielsweise beim Spielen von Instrumenten wie Geige
Den Schmerzpunkt behandeln
Für die Behandlung kommen zwei einfache Möglichkeiten infrage.
1. Sind die Schmerzen im Kieferbereich chronisch, dann kann hier (wenn diese vertragen wird) eine sanfte Wärmeanwendung erfolgen. Hierfür wird ein kleines Körner- bzw. Kirschkernkissen erwärmt und täglich ein- bis zweimal für etwa 10-15 Minuten auf den Kieferbereich gelegt. Im Anschluss wird der Bereich des mittleren Jochbeinbogens (dort, wo sich die Triggerpunkte befinden) mit sanften kreisenden Bewegungen massiert (siehe auch Abbildung). Die Massage sollte am besten immer nach der Wärmeanwendung erfolgen, da dann der Muskel entspannt und geschmeidig ist.
2. Im Anschluss wird ein Gittertape auf die Triggerpunkte geklebt. Das Gittertape weist ein Gittermuster auf und ist hierdurch in der Lage, das darunter liegende Gewebe sanft in zwei Ebenen zu massieren. Das Tape ist nicht elastisch und kann einige Tage auf der Haut verbleiben. Das Gittertape wird ebenfalls dort platziert, wo sich die Triggerpunkte befinden.
Fazit
Neben den oben beschriebenen Anwendungen ist es außerdem sinnvoll, belastenden bzw. reizenden Einflüsse wie Kaugummi oder Nägel kauen zu vermeiden. Sollte Wärme nicht so gut vertragen werden, kann hier auch mit leicht kühlenden Auflagen gearbeitet werden. Hierfür wird das Körner- bzw. Kirschkernkissen einige Minuten in den Kühlschrank gelegt. Die oben genannten Anwendungen sollten regelmäßig über mehrere Tage und Wochen erfolgen, um den Kiefer mittel- bis langfristig zu entlasten.
Quellen
(1) Irnich D (2009). Leitfaden Triggerpunkte. Urban & Fischer Verlag
(2) Peters B (2019). Taping für Heilpraktiker. Thieme Verlag
(3) Platzer W (1999) DTV-Atlas Anatomie. Band 1. Bewegungsapparat. Thieme Verlag
(4) Schünke et al. (2007). Prometheus. Lernatlas der Anatomie. Thieme Verlag
(5) Waldner-Nilsson B (2008). Handrehabilitation. Für Ergo- und Physiotherapeuten. Band 1. Grundlagen Erkrankungen. Springer Verlag
Wichtiger Hinweis
Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.
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