Johanniskraut bei Karpaltunnelsyndrom

Johanniskraut bei Karpaltunnelsyndrom

Johanniskraut (Hypericum perforatum) gehört zur Familie der Hartheugewächse und wird als Extrakt in Nahrungsergänzungsmitteln, als Öl oder auch als Tee verwendet.

Neben einer angstlösenden Wirkung zeigt Johanniskraut auch eine antidepressive Eigenschaft. Daneben ist Johanniskraut in der Lage, den Melatoninspiegel im Körper zu erhöhen, indem das Kraut die Aufnahme von Serotonin hemmt. Weiterhin zeigt Johanniskraut eine schmerzlindernde Wirkung, wobei dies durch das Aktivieren der GABA- (Gamma-Amino-Buttersäure) und Opioid-Rezeptoren erklärbar scheint.

Johanniskraut kann angewendet werden bei:

- Schlafstörungen

- Ängsten

- Nervosität

- depressiven Verstimmungen

- innerer Unruhe

- chronischen Schmerzen

Johanniskrautöl

Johanniskraut enthält einen hohen Anteil an Monoterpenen und Sesquiterpenen, aber auch das Hypericin. Das Öl wird bei Ekzemen der Haut, Akne, Schuppen und fettigen Haaren genutzt. Des Weiteren wirkt es sehr stark antibakteriell z.B. bei Blasentzündungen, sehr stark entzündungshemmend z.B. bei Prellungen sowie stark schmerzhemmend v.a. bei Ischialgien (Ischiasschmerz) und Neuralgien (Nervenschmerzen). Johanniskraut hemmt Keime wie Streptococcus epidermidis, Staphylococcus aureus, Helicobacter pylori, aber auch teilweise multiresistente Keime.

Weiterhin wirkt Johanniskrautöl durchblutungsfördernd auf Haut- und Muskelgewebe sowie stark wundheilungsfördernd. Zudem ist es in der Lage, Fibroblasten zu aktivieren und die Kollagenproduktion zu verbessern.

Johanniskrautöl in der Anwendung:

- Traumata

- Hämatome

- Muskelschmerzen

- stumpfe Verletzungen

- Herpes zoster

- bakteriell verunreinigte und infizierte Wunden

- Verbrennungen 1.Grades

- Vaginalinfektionen

Verschiedene Studien belegen die Wirksamkeit

In einem In-vitro-Versuch wurde untersucht, inwieweit Johanniskrautöl bei infizierten Wunden eine Verbesserung zeigt. Für den Versuch wurde ein speziell hergestelltes Polymer-Verbandsmaterial mit Johanniskrautöl benetzt und für die Wundbehandlung verwendet. Hierbei zeigte sich, dass der Verband antimikrobiell auf die Keime Staphylococcus aureus und Escherichia coli wirkte (1).

In einer Studie wurde untersucht, inwieweit Johanniskrautöl in Verbindung mit Neemöl (Holoil®) bei Hautgeschwüren im Zusammenhang mit einer Kalzinose bei Patienten mit Sklerodermie zu einer Verbesserung der Situation führt. Für die Studie wendeten 21 Probanden mit 33 Läsionen das Öl an. Die Kontrollgruppe bestand aus 20 Probanden mit insgesamt 26 Läsionen. Diese erhielt kein Öl für Einreibungen, jedoch ein Standardmedikament. In 27 von 33 Fällen (81,8 %) führte das Öl zu einer Verkleinerung der Läsion oder aber zum völligen Verschwinden. Innerhalb von 40 Tagen kam es bei 15 (45 %) der Fälle zu einer vollständigen Heilung. Bei 18 von 33 Fällen kam es nach dieser Zeit zu einer Verbesserung der Läsionen. Auch die Schmerzen lagen anfänglich bei 7,3 (gemessen an einer visuellen analogen Schmerzskala), am Ende bei 2,9. Im Vergleich zur Interventionsgruppe wiesen die Probanden in der Kontrollgruppe längere Heilungszeiten und höhere Infektionsraten auf (2).

In einer weiteren Studie wurde untersucht, inwieweit Johanniskrautöl in Verbindung mit Neemöl bei Strahlendermatitis eine Verbesserung erwarten lässt. Hierfür wurden 28 Probanden mit Kopf-Hals-Tumoren untersucht, welche eine Strahlentherapie erhielten. Das Öl wurde zwischen den gesamten Strahlenbehandlungen eingesetzt. Die akute Hauttoxizität war bei Grad 1 bei 7 %, bei Grad 2 bei 68 % und bei Grad 3 bei 25 %. Am Ende der Bestrahlung lag die Toxizität bei Grad 0 bei 3,5 %, bei Grad 1 bei 32 %, bei Grad 2 bei 61 % und bei Grad 3 bei 3,5 %. Die Zeit zwischen maximal gemessener Toxizität der Haut und der Genesung lag bei 27 Tagen. Die Schlussfolgerungen der Autoren lautet, dass Johanniskrautöl in Verbindung mit Neemöl als sichere Option bei Strahlendermatitis angesehen werden kann (3).

In einer anderen Studie wurde untersucht, inwieweit Johanniskrautöl bei diabetischen Wunden eine Wirkung zeigt. Hierfür wurde das Öl bei diabetischen Ratten auf die jeweiligen Wunden aufgetragen. Die Ratten wurden in Gruppen unterteilt: Gruppe 1 Kontrolle, Gruppe 2 Diabetiker-Gruppe, Gruppe 3 Diabetiker-Gruppe + Johanniskrautextrakt oral, Gruppe 4 Diabetiker-Gruppe + Johanniskrautöl topisch, Gruppe 5 Diabeter-Gruppe + Olivenöl oral sowie Gruppe 6 Diabetiker-Gruppe + Olivenöl topisch. Die Ergebnisse zeigten, dass die Gruppe 3 und 4 eine deutlich höhere Zugfestigkeit und Kollagendichte des Gewebes aufwiesen. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass sowohl Johanniskraut oral eingenommen, als auch auf die Haut aufgetragen zu einer deutlich schnelleren Wundheilung führt (4).

Anwendung

Johanniskrautöl kann für eine Massage oder Auflage verwendet werden. Für die Massage wird gekauftes Johanniskrautöl (Rotöl) verwendet. Möchte man ein Öl selbst herstellen, so werden 10 Tropfen naturreines Johanniskraut-Öl mit 50 ml Mandelöl gemischt. Für die Massage werden einige Tropfen Öl auf die schmerzende Stelle im Bereich des Karpaltunnels gegeben und vorsichtig einmassiert. Die Massage kann täglich zwei- bis dreimal für einige Minuten durchgeführt werden.

Für die Auflage werden einige Tropfen der fertigen Ölmischung (nicht des puren Öls) auf eine Mullbinde geträufelt. Im Anschluss wird ein leicht warmes bzw. handwarmes Kirschkernkissen auf die Mullbinde gelegt. Die leichte Wärme führt dazu, dass die Wirkstoffe zügiger in die Haut eindringen und somit die Schmerzen lindern können.

Nach dem Auftragen des Öls sollte die Haut ca. 24 Stunden vor Sonneneinstrahlung geschützt werden, da die Haut photosensibel reagieren kann.

Patientin mit Nervenschmerzen in der Hand

Eine 53jährige Patientin kommt in meine Praxis. Sie leidet seit einigen Wochen an zunehmenden Nervenschmerzen in der rechten Hand. Die Patientin war bereits bei einem Arzt, welcher ein beginnendes Karpaltunnelsyndrom festgestellt hat.

Die Patientin sucht nach alternativen Möglichkeiten, um eine mögliche Operation ggf. zu vermeiden.

Ich empfehle der Patientin Johanniskrautöl. Hierfür soll die Patientin zweimal täglich den schmerzhaften neuralgischen Bereich mit dem Öl und leicht kreisenden Massagen behandeln. Zusätzlich empfehle ich der Patientin, einmal täglich eine leicht wärmende Öl-Auflage für ca. 20 min auf die entsprechende Stelle aufzulegen.

Nach etwa zwei Wochen meldete sich die Patientin und schilderte, dass es ihrer Hand besser gehe und die neuralgischen Schmerzen spürbar rückläufig sind.


Ergänzendes Video

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Quellen

(1) Eğri Ö, Erdemir N. Production of Hypericum perforatum oil-loaded membranes for wound dressing material and in vitro tests. Artif Cells Nanomed Biotechnol. 2019 Dec;47(1):1404-1415. doi: 10.1080/21691401.2019.1596933. PMID: 30945563.

(2) Giuggioli D, Lumetti F, Spinella A, Cocchiara E, Sighinolfi G, Citriniti G, Colaci M, Salvarani C, Ferri C. Use of Neem oil and Hypericum perforatum for treatment of calcinosis-related skin ulcers in systemic sclerosis. J Int Med Res. 2020 Apr;48(4):300060519882176. doi: 10.1177/0300060519882176. Epub 2019 Dec 25. PMID: 31875751; PMCID: PMC7607053.

(3) Franco P, Potenza I, Moretto F, Segantin M, Grosso M, Lombardo A, Taricco D, Vallario P, Filippi AR, Rampino M, Ricardi U. Hypericum perforatum and neem oil for the management of acute skin toxicity in head and neck cancer patients undergoing radiation or chemo-radiation: a single-arm prospective observational study. Radiat Oncol. 2014 Dec 29;9:297. doi: 10.1186/s13014-014-0297-0. PMID: 25544371; PMCID: PMC4300176.

(4) Altıparmak M, Eskitaşçıoğlu T. Comparison of Systemic and Topical Hypericum Perforatum on Diabetic Surgical Wounds. J Invest Surg. 2018 Feb;31(1):29-37. doi: 10.1080/08941939.2016.1272654. Epub 2017 Jan 20. PMID: 28107097.

(5) Bäumler S (2013) Heilpflanzen Praxis heute. Arzneipflanzenporträts Rezepturen und Anwendung. Urban & Fischer, München

(6) Schmidbauer C. 2018. Mikronährstoff-Coach. Das große Biogena-Kompendium der Nährstoffe. 3. Auflage. Wien: Verlagshaus der Ärzte



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