Impingementsyndrom - Einfaches Schulter-Tape

Impingementsyndrom – Einfaches Schulter-Tape

Das Impingementsyndrom wird auch umgangssprachlich als Engpassyndrom bezeichnet. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich Weichteilgewebe und Sehnenanteile im Bereich des Schulterdachs „eingeklemmt“ werden. Häufig kommt es zu Schmerzen bei der Abduktion (seitliches Heben des Arms), ziehenden Schmerzen und Schmerzen vor allem in der Mitte der Bewegung bei etwa 60-120°Grad Bewegung. Dies wird als schmerzhafter Bogen bzw. painful arc bezeichnet.

Als Gründe für ein Impingementsyndrom kommen hier meist degenerative Erkrankungen und traumatische Ereignisse infrage. Die Häufigkeit der Erkrankung nimmt mit dem Alter zu. Zur Untersuchung des Impingementsyndroms kommen beispielsweise Röntgenaufnahmen oder ein MRT zum Einsatz. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass auch bei Patienten ohne Schmerzen im Schultergelenk häufig degenerative oder traumatische Veränderungen im Bereich der Weichteile und Sehnen zu erkennen sind. Somit stellt sich die Frage, inwieweit diagnostische Verfahren ein Impingementsyndrom bestätigen bzw. bereits „altersbedingte“ Veränderungen als Schmerzauslöser definieren.

Bei der Fragestellung nach dem eigentlichen Auslöser kommen sehr viele Ursachen infrage. Hierbei spielen neben knöchernen und muskulären Strukturen auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder die Einnahme von Arzneimitteln eine wichtige Rolle.

Die Frage nach strukturellen Problemen

Möchte man der Frage nach strukturellen Problemen nachgehen, dann kommen hier folgende Strukturen in Betracht:

- Supraspinatussehne

- Schleimbeutel (Bursa subacromialis)

- AC-Gelenk (Acromioclaviculargelenk)

- Ligamentum coraco-acromiale

Der Musculus supraspinatus hat seinen Ursprung an der Fossa supraspinata der Scapula und seinen Ansatz am Tuberculum majus des Humerus. Der Muskel ist für die Abduktion des Arms zuständig. Die Innervation erfolgt über die Segmente C4 bis C6. Dies würde erklären, warum Menschen mit Schulterschmerz häufig auch über ausstrahlende Schmerzen bis hin zur Halswirbelsäule klagen. Zudem ist es auch möglich, dass Erkrankungen der Halswirbelsäule auch immer einen Einfluss auf Schulterschmerzen zeigen. Hierzu zählen eine Protrusion (Vorwölbung) oder ein Prolaps (Vorfall) der Bandscheiben im Bereich des vierten, fünften oder sechsten Halswirbelkörpers, Schleudertraumata oder Stenosen (Verengungen) im Wirbelbereich.

Die Bursa subacromialis ist ein Schleimbeutel, welcher sich zwischen dem Musculus supraspinatus, dem Band Ligamentum coraco-acromiale (Band zwischen dem Acromion und dem Processus coracoideus) und dem Acromion befindet. Kommt es zu Veränderungen der Bandstrukturen oder des Muskels bzw. zu einer knöchernen Strukturveränderung des Acromions bzw. des Processus coracoideus, erhöht sich der Druck auf auf die Bursa. Dies kann wiederum zu einer Bursitis führen und den Stress auf den darunter liegenden Muskel erhöhen.

Das AC-Gelenk bezeichnet das Gelenk, welches vom Acromion und der Clavicula (Schlüsselbein) gebildet wird. In einigen Fällen kann es hier nach Traumata wie Clavicula-Frakturen zu einer Degeneration bzw. Arthrose kommen. Diese strukturelle Veränderung kann wiederum dazu führen, dass die Dynamik des Schultergelenks reduziert und ein Impingementsyndrom begünstigt wird.

Die Frage nach weiteren auslösenden Faktoren

Neben strukturellen Ursachen gibt es noch weitere auslösende Faktoren. Um einen Einblick zu geben, werden hier zwei genannt:


Diabetes mellitus

Diabetes mellitus führt zu Mikrozirkulationsstörungen und später auch zu Durchblutungsstörungen, welches Gefäße wie kleine Kapillaren (Mikroangiopathie) schädigen kann. Der Musculus supraspinatus ist auf eine gute Versorgung mit sauerstoffreichem Blut angewiesen, um seine Aufgaben zu erfüllen. Kommt es hier zu einer Minderversorgung, entstehen Muskelverhärtungen, Triggerpunkte und auch Schmerzen bei Bewegung.

Auch die Schädigung von Nervenstrukturen kann zusätzlich zu ziehenden und elektrisierenden Schmerzen führen.


Arzneimittel

Auch einige Arzneimittel können Schulterschmerz als Nebenwirkung aufweisen (1). Dies ist beispielsweise bei folgenden Arzneimitteln der Fall:

- Aromatase-Hemmer Anastrozol, welcher meist zur Behandlung nach hormonsensitiven Brustkrebs eingesetzt wird

- Thiazid-Diuretika wie Indapamid (Natrilix®) oder Xipamid (Aquaphor®) , diese Arzneimittel wirken harntreibend und werden z.B. bei leber-, nieren- und herzbedingten Ödemen, bei Bluthochdruck oder bei Herzinsuffizienz eingesetzt, solche Medikamente erhöhen meist die Harnsäurekonzentration im Blut und führen hierdurch zu Gelenkschmerzen mit Schwellungen

- sehr häufig beim Betablocker Carvedilol (Querto® oder Dilatrend®)

- häufig beim ACE-Hemmer Ramipril (Delix®, Ramicard® oder Vasotop®)

- häufig beim Neuroleptikum Risperidon (Risperdal® oder Risocon®)

- häufig beim Antidepressivum Citalopram (z.B. Cipramil®)


Einfaches Schulter-Tape

In der Regel liegt bei der Betrachtung der muskulären Strukturen eine Überlastung oder schmerzhafte Verhärtung des Musculus supraspinatus vor. Wird der Muskel entspannt und „detonisiert“, dann kann hierdurch meist auch die darüber befindliche Bursa entstresst werden. Für die Anwendung des Tapes geht man wie folgt vor (siehe Abbildungen):

- der Schulterbereich wird mit Wasser gereinigt, um die Haut vorzubereiten

- ein Tape mit einer Breite von 5 cm wird auf eine Länge von ca. 20 cm zugeschnitten

- die Ecken werden abgerundet

- das Tape wird ohne Zug vom Ansatz zum Ursprung (Tuberculum majus des Humerus zur Fossa supraspinata der Scapula) geklebt, um eine Detonisierung zu erzielen

- hierfür wird die Folie am Endes des Tapes abgelöst, die Basis wird auf den Tuberculum majus geklebt

- nun wird das Tape ohne Zug in Richtung Fossa supraspinata geführt

- es wird einige Male über das Tape gestrichen, um es zu fixieren

- das Tape kann erfahrungsgemäß ca. 7 Tage auf der Haut verbleiben




Ergänzendes Video

Ein ergänzendes Video zum Blog-Artikel findest du hier.



Quellen

(1) Pharmazeutische Zeitung (Juli 2023). https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-122015/schmerzen-durch-medikamente/

(2) Bierbach E. 2019. Naturheilpraxis heute. Lehrbuch und Atlas. 6. Auflage. München: Urban & Fischer Verlag

(3) Irnich, D. 2009. Leitfaden Triggerpunkte. München: Urban & Fischer Verlag

(4) Schünke M, Schulte E, Schumacher U. 2018. Prometheus Allgemeine Anatomie und Bewegungsapparat. Lernatlas der Anatomie. 5. Auflage. Stuttgart: Thieme Verlag


Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt (Bianca Peters®).


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