Brustkrebs durch Hormoncremes?

Brustkrebs durch Hormoncremes?

Das Thema Brustkrebs und auch Hormoncremes bzw. Gele ist immer noch ein heikles Thema. Hierzu gibt es kontroverse Meinungen, die teils stark auseinandergehen. Dieser Artikel soll Denkanstöße geben und das Thema von verschiedenen Seiten beleuchten. Zum einen geht es um die Fragestellung „Brustkrebs“, zum anderen um den Umgang mit Hormongelen.

Der Weg der Wirkstoffe in die Haut

Sobald das Gel aufgetragen ist, gelangen die Wirkstoffe über Kapillaren und Lymphgefäße in das Gewebe, jedoch kaum Wirkstoff gelangt in das venöse System. Es erfolgt eine Aufsättigung unter Umgehung des Leberstoffwechsels. Dadurch lässt sich erklären, warum eine Serum-Analyse nur bei oraler Einnahme von Hormontabletten erfolgen sollte, jedoch nicht bei dem Einsatz von Hormongelen.

Wichtig

Eine Speichel-Analyse sollte als Kontrolle immer bei Hormongelen (transdermale Applikation) verwendet werden. Serum-Analysen sind nur bei oralen Therapien (Hormon-Tabletten) sinnvoll.

Speichel- oder Serum-Analyse?

Hormone sind im Serum überwiegend an Bindungs- und Transportproteine wie SHBG (sexualhormonbindendes Globulin), CBG (cortisolbindendes Globulin) bzw. Albumin gebunden (siehe Abbildung). An SHBG bzw. CBG gebundene Hormone sind inaktiv und können nicht an Hormonrezeptoren binden. An Albumin gebundene Hormone können schnell freigesetzt werden und gelten auch als inaktiv.

Brusterkrankungen - Präsenz-Kurs

An verschiedenen Tagen im Jahr findet ein 2-tägiger Präsenz-Kurs in Hoppegarten (bei Berlin) und Leipzig statt.

Hier kommst du zu den Kursinhalten und Terminen.

Wichtig

Serum-Analysen zeigen den Ist-Zustand von vorwiegend gebundenen Hormonen an. Hieraus ist nicht abzuleiten, wie viele aktive ungebundene Hormone dem Körper zur Verfügung stehen. Eine Ausnahme stellt hier das Testosteron dar. In diesem Falle können auch freie Anteile im Serum gemessen werden.

Die Speichel-Analyse erfasst die biologisch aktiven und ungebundenen Hormone. Vorteile sind hier, dass diese Diagnostik nicht invasiv erfolgt und die Probe bei Raumtemperatur etwa eine Woche stabil ist. Die Kosten der Speichel-Analyse werden in der Regel nicht von gesetzlichen, jedoch meist von privaten Krankenversicherungen übernommen.

Worauf ist bei der Gel-Anwendung zu achten?

Es gibt leider immer noch häufig unzureichende Erklärungen für die Anwendung von Gelen.

Wichtig bei der Anwendung sind folgende Dinge:

  • Das Gel auf den Unterarm auftragen.
  • Hiernach den anderen Unterarm nehmen und beide Flächen gegeneinander reiben, sodass das Gel verteilt wird, dabei unbedingt Kontakt mit den Fingern vermeiden!
  • Die Unterarmflächen solange aneinander reiben, bis das Gel verrieben wurde.
  • Die Arme mit einem langärmligen Shirt bedecken.
  • Sicherheitshalber etwa 2 Stunden jegliche Kontakte mit dem Partner, Gegenständen u.a. vermeiden, dies betrifft den eingecremten Bereich.


Wichtig

Alternativ kann das Einreiben des Gels mit Gummihandschuhen erfolgen. Diese werden im Anschluss sofort entsorgt. Ein Kontakt mit dem behandelten Hautareal zu anderen Menschen, Kindern, Tieren oder Gegenständen muss unbedingt vermieden werden! Dies kann zu einer Kontamination anderer Personen führen. Diese nehmen dann unweigerlich Hormone auf. Auch hierdurch kann sich das Risiko für verschiedene Erkrankungen erhöhen, weil „unbewusst Hormone weitergegeben“ wurden. Auch das Anfassen von Türklinken führt zu einer sofortigen Kontamination. Da synthetische Hormone eine relativ stabile Struktur aufweisen, werden diese nicht abgebaut. Bei Kontakt mit Gegenständen müssen diese sofort gereinigt werden.

Wie kann man sich die Tagesdosierungen vorstellen?

Der Körper produziert an verschiedenen Tagen unterschiedlich viel Hormone. Bei Progesteron sind es in der Lutealphase (2.Zyklushälfte) 24 Milligramm (=24.000 Mikrogramm) täglich. Dies entspricht dem Anteil an freien und gebundenen Hormonen. Der Anteil an freien Hormonen liegt in dieser Zeit bei etwa 240-480 Mikrogramm!

Wichtig

Das Progestogel® der Firma Dr. Kade Besins enthält je Gramm Gel 10 Milligramm Progesteron. Die Tagesdosis beträgt in der Regel 2,5 Gramm, was 25 Milligramm Progesteron entspricht (1). Bei der Anwendung des Gels kommt es zu keinem Abbau über die Leber. Der First-Pass-Effekt entfällt. Dies bedeutet, dass nahezu 100 % des Wirkstoffes in die Haut gelangen.

Utrogest® Weichkapseln der Firma Dr. Kade Besins enthalten 200 Milligramm Progesteron je Kapsel. Bei einer täglichen Eigenproduktion von 24 Milligramm steht dem die Kapsel mit 200 Milligramm täglich gegenüber (2). Etwa 90 % der Wirkstoffe unterliegen dem Leberstoffwechsel (First-Pass-Effekt). Nur etwa 10 % werden für den Körper nutzbar.

Beim Östradiol sind es in der Follikelphase (1.Zyklushälfte) zwischen 0,07-0,8 Milligramm.

Wichtig

Beispielsweise enthält das Gynokadin® Dosiergel der Firma Dr. Kade Besins 0,6 Milligramm Wirkstoff je 1 Gramm Gel. Die Tagesdosis beträgt in der Regel 2,5 Gramm, was 1,5 Milligramm Östradiol entspricht. Bei einer täglichen Eigenproduktion von 0,07 Milligramm in der frühen bzw. 0,8 Milligramm in der späten Follikelphase steht dem das Gel mit 1,5 Milligramm Wirkstoff entgegen (3).

Gibt es Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko?

Eine Zeit lang wurden „Östrogen-Gele“ verschrieben, um gegen Wechseljahresbeschwerden anzugehen. Irgendwann wurde klar, dass Gele das Risiko für Brustkrebs erhöhen können. In einer Analyse mit 133.744 postmenopausalen Frauen wurde untersucht, inwieweit die Östrogengabe das Risiko für Brustkrebs fördert. Das Ergebnis zeigte, dass die Anwendung von Östrogenen das Brustkrebsrisiko erhöhte, jedoch die Kombination aus Östrogenen und Progesteron zusätzlich steigerte (4,5,10).

In den kommenden Jahren wurde dann vermehrt zu Progesteron-Gelen gegriffen. Auch hier besteht aus heutiger Sicht ein erhöhtes Risiko für Krebs. Dies lässt sich dadurch erklären, dass eine unphysiologisch hohe Hormonmenge über komplexe Syntheseschritte verstoffwechselt werden muss. Je höher die Hormonlast ist, desto mehr steigt das mögliche Risiko für unkontrollierbare und stoffwechselaktive Metaboliten. Weiterhin ist bekannt, dass es sich bei einem hormonsensitiven Brustkrebs zum einen um einen östrogen-, zum anderen um einen progesteronsensitiven Krebs handeln kann. Dies erklärt, warum Progesteron-Gele das Risiko fördern können (4, 5, 6). Auch bei Trägerinnen des sogenannten BRCA-1-Gens erhöht sich das Risiko bei der Anwendung von Progesteron (7).

Weiterhin ist bekannt, dass das Risiko für Brustkrebs steigt, wenn zeitgleich Progesteron- und Östrogen-Gele verwendet werden (8, 9). In einer finnischen Studie wurde zudem untersucht, ob Östrogen einen Einfluss auf die Häufigkeit von Brustkrebs hat. Wurde Östrogen oral oder transdermal als Gel für mehr als 5 Jahre angewendet, so bedeutete dies 2-3 Erkrankungen pro 1.000 Frauen mehr (10).

Fazit

Die Anwendung von Hormongelen sollte genau abgewogen und mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Werde Gele verwendet, so muss immer eine Kontamination mit anderen Personen und Gegenständen ausgeschlossen werden. Die Dosierung eines Gels kann immer nur ausreichend im Speichel kontrolliert werden!

Die Anwendung von Hormonkapseln sollte ebenfalls immer genau abgewogen werden. Werden Kapseln verwendet, so unterliegen diese dem Stoffwechsel der Leber (First-Pass-Effekt). Einige Medikamente können den Leberstoffwechsel beschleunigen, andere verlangsamen. Dies bedeutet, dass Hormone ggf. schneller (kaum Wirkung spürbar) bzw. langsam (deutliche Nebenwirkungen spürbar) abgebaut werden. Die Dosierung von Kapseln kann immer nur ausreichend im Serum kontrolliert werden!



Quellen

(1) Progestogel® Beipackzettel (abgerufen März 25). https://www.fachinfo.de/fi/pdf/005002/progestogel-r

(2) Utrogest® Beipackzettel (abgerufen März 25). https://www.fachinfo.de/fi/pdf/021431/utrogest-r-100-mg-weichkapseln-utrogest-r-200-mg-weichkapseln

(3) Gynokadin® Beipackzettel (abgerufen März 25). https://www.fachinfo.de/fi/pdf/001638/gynokadin-r-dosiergel

(4) Bredlow H. et al. (2003). Steroids as procarcinogenic agents. Ann NC Acad Sci 1028, 216-232

(5) Santen R. (2003). Risk of breast cancer with progestins. Steroids 68, 953-964

(6) Wiebe J. (2006). Progesterone metabolites in breast cancer. Endocrine-Related Cancer, 13 717-738

(7) Poole A.J., Li Y., Kim Y., Lin S.C., Lee W., Lee E. (2006). Prevention of Brca1-mediated mammary tumorgenesis in mice by a progesterone antagonist. Science 314(5804), 1467-70

(8) Collins JA, Blake JM, Crosignani PG. Breast cancer risk with postmenopausal hormonal treatment. Hum Reprod Update. 2005 Nov-Dec;11(6):545-60. doi: 10.1093/humupd/dmi028. Epub 2005 Sep 8. Erratum in: Hum Reprod Update. 2006 May-Jun;12(3):331. PMID: 16150813.

(9) Bakken K, Fournier A, Lund E, Waaseth M, Dumeaux V, Clavel-Chapelon F, Fabre A, Hémon B, Rinaldi S, Chajes V, Slimani N, Allen NE, Reeves GK, Bingham S, Khaw KT, Olsen A, Tjønneland A, Rodriguez L, Sánchez MJ, Etxezarreta PA, Ardanaz E, Tormo MJ, Peeters PH, van Gils CH, Steffen A, Schulz M, Chang-Claude J, Kaaks R, Tumino R, Gallo V, Norat T, Riboli E, Panico S, Masala G, González CA, Berrino F. Menopausal hormone therapy and breast cancer risk: impact of different treatments. The European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Int J Cancer. 2011 Jan 1;128(1):144-56. doi: 10.1002/ijc.25314. PMID: 20232395.

(10) Lyytinen H, Pukkala E, Ylikorkala O. Breast cancer risk in postmenopausal women using estrogen-only therapy. Obstet Gynecol. 2006 Dec;108(6):1354-60. doi: 10.1097/01.AOG.0000241091.86268.6e. PMID: 17138766.



Wichtig

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt (Bianca Peters®).


Perfekt für Therapeuten & Heilpraktiker

Lerne in nur wenigen Minuten Fingerkribbeln nachhaltig in den Griff zu bekommen.

Hol dir hier meinen kostenlosen Karpaltunnel-Guide mit 3 unkonventionellen und simplen Tipps. Direkt zum Anwenden.

Trage deinen Namen & deine E-Mail ein und erhalte alle 1-2 Wochen meinen Newsletter und hin und wieder ein Angebot. Kostenlos und jederzeit abbestellbar.