Bei Polyneuropathie auch an Magenkeim denken!

Bei Polyneuropathie auch an Magenkeim denken!


Bei der Polyneuropathie handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Reizweiterleitung der Nerven gestört ist. Patienten schildern dies häufig als Kribbelparästhesien bzw. als ein sogenanntes „Handschuh-„ bzw. „Sockengefühl“ an Händen und Füßen. Die Nerven können durch unterschiedliche Faktoren geschädigt sein. Hierzu zählen Diabetes mellitus, Schwermetalle wie Blei, Infektionserkrankungen, Alkoholkonsum oder auch die Anwendung von Chemotherapeutika (CIN, Chemotherapie-induzierte Neuropathie).

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Doch was hat die Polyneuropathie mit einem Magenkeim zu tun?


Magenkeim Helicobacter pylori


Im Jahre 1983 entdeckten der Pathologe Robin Warren und der Mikrobiologe Barry Marshall den Keim, wofür sie 2005 den Medizin-Nobelpreis erhielten. Früher konnte man sich nur schwer vorstellen, dass ein Keim in solch einem äußerst sauren Milieu überleben kann.

Der Keim Helicobacter pylori zeigt eine starke Durchseuchung. Das bedeutet, dass viele Menschen bereits im Kindesalter mit dem Keim in Kontakt gekommen sind. Man schätzt, dass jede dritte Person betroffen ist. Die Übertragung erfolgt meist von Mund zu Mund oder fäkal-oral d.h. über Exkremente. Der Keim ist in der Lage im sauren Magen ein basisches Milieu zu schaffen, um selbst überleben zu können. Zudem bildet der Keim Ammoniak, welches nachhaltig die Magenschleimhaut schädigt. Ammoniak gilt als hochtoxisch. Es entsteht dadurch, dass der Keim das Enzym Urease in größeren Mengen bildet. Dieses Enzym wird dann in Ammoniak und Kohlendioxid gespalten. Ammoniak ist für die Bildung des basischen Milieus verantwortlich und schützt so den Keim.

Bei einer belasteten bzw. vorgeschädigten Magenschleimhaut ist die Wahrscheinlichkeit für eine Gastritis erhöht. Zudem kommt es hierbei zu einer vermehrten Bildung von Ammoniak. Risiken für ein erhöhtes Risiko sind Alkohol, Rauchen oder auch die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln, ASS (Acetylsalicylsäure) und Magensäurehemmern wie Omeprazol und Pantoprazol.


Wichtig
Häufig zeigen Menschen mit einer Helicobacter pylori-Infektion auch unklare Eisenmangel-Zustände.


Die Infektion kann zu Magenschleimhautentzündung (Gastritis) bis hin zum Magengeschwür führen. Die Infektion führt nicht immer zu direkten Beschwerden. Kommt es jedoch zu einer chronischen Infektion, dann können sich Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl, Übelkeit sowie Beschwerden bzw. Schmerzen im Oberbauch zeigen.


Magenkeim Helicobacter pylori und Polyneuropathie


Zur Aufspaltung von Vitamin B12 wird ein niedriger pH-Wert benötigt. Ist der Magen jedoch mit dem Keim Helicobacter pylori besiedelt, führt die Ammoniak-Bildung zu einem basischen Milieu. Dies erschwert bzw. hemmt die Aufnahme von Vitamin B12. Kommt es zu einer erfolgreichen Behandlung des Keims, so sind häufig auch ansteigende B12-Werte im Blut nachweisbar.

Ein Vitamin B12-Mangel führt neben Kribbelparästhesien und Taubheit auch zu folgenden Beschwerden:

• Schwindel

• körperliche Schwäche

• Nervenschmerzen

• Muskellähmungen

• Konzentrations- und Gedächtnisstörungen

• Schleimhautrückbildung

• Durchfälle

• Blutarmut


Wie kann der Keim nachgewiesen werden?


Es gibt zwei wichtige Untersuchungen, um den Keim nachzuweisen. Die Stuhluntersuchung und ein Atemtest. Um ein möglichst genaues Testergebnis zu erhalten sollten zwei Testungen zeitversetzt d.h. nach einigen Wochen erfolgen.

Die Stuhluntersuchung (Helicobacter pylori-Antigen-Nachweis) zeigt eine sehr hohe Genauigkeit. Der Test kann bequem von Zuhause durchgeführt werden. Die Probe wird per Post an das entsprechende Labor verschickt. Vor Durchführung des Tests sollten Magensäurehemmer wie Omeprazol und Pantoprazol mindestens zwei Wochen vorher bzw. Antibiotika mindestens vier Wochen vorher nicht mehr eingenommen worden sein.

Der Atemtest (Harnstoff-Atemtest) zeigt ebenfalls eine sehr hohe Genauigkeit. Der Test erfolgt in der Regel in der Praxis. Hierbei wird Harnstoff oral verabreicht. Infolge baut das Enzym Urease den Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid ab. Das Kohlendioxid diffundiert in das Blut und wird über die Atemluft abgeatmet. Wird im Atemtest ein erhöhter Kohlendioxid-Wert gemessen, so ist von einer erhöhten Urease-Aktivität und damit von einem Helicobacter pylori-Befall auszugehen.


Welche Therapien stehen zur Verfügung?


Laut Leitlinie (2023) wird eine Erst- und Zweitlinientherapie empfohlen. Die Erstlinientherapie sieht folgende Behandlung (Quadrupeltherapie) vor, welche über mindestens 10 Tage erfolgen sollte:

• Metronidazol (Antibiotikum) + Tetrazyklin (Antibiotikum) + Magensäurehemmer + Bismut

Die Zweitlinientherapie (wenn die erste Therapie erfolglos war) sieht folgende Behandlung vor, welche über 14 Tage erfolgen sollte:

• Amoxicillin (Antibiotika) + Clarithromycin (Antibiotika) + Magensäurehemmer (= französisches Schema)

oder

• Metronidazol + Clarithromycin + Magensäurehemmer (= italienisches Schema)

oder auch

• Magensäurehemmer + Levofloxacin bzw. Moxifloxacin (beides Antibiotika) + Amoxicillin


Was kann man noch tun?


Es gibt einige Risikofaktoren, welche eine Infektion mit dem Magenkeim begünstigen bzw. aufrechterhalten. Dies sind Alkohol, Rauchen und auch die dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln und ASS. Auch magensäurehemmende Arzneimittel wie Omeprazol, Pantoprazol oder H2-Blocker könnten hier Reinfektionen begünstigen.

In der Komplementärmedizin können außerdem ätherische Öle sinnvoll sein, welche das basische Milieu des Keims angreifen.

Stark antibiotisch wirksame Öle sind Teebaum, Lemongrass und Manuka. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass ein 1%iges Rosenöl den Keim eliminiert (Boyanova & Neshev, 1999). Teebaumöl wirkt zudem geben Pilzinfektionen und bestimmte Parasiten. Lemongras wirkt außerdem tonisierend auf die Verdauung und allgemein stark antientzündlich. Manuka wirkt ferner stark antientzündlich, gegen Pilze v.a. Candida albicans, hautregenerierend und histaminsenkend.


Wichtig
Ätherische Öle sollten keinesfalls eigenmächtig eingenommen werden! Die Anwendung sollte nur durch einen erfahrenen Therapeuten bzw. Arzt erfolgen!






Quellen:

AWMF Leitlinienregister (Mai 2024). https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-001l_S2k_Helicobacter-pylori-gastroduodenale-Ulkuskrankheit_2022-07_1.pdf

Boyanova L, Neshev G. (1999) Inhibitory effect of rose oil products on Helicobacter pylori growth in vitro: preliminary report. J Med Microbiol. 48(7):705-706. https://doi: 10.1099/00222615-48-7-705. PMID: 10403424.

IMD Labor Berlin (Mai 2024). https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/helicobacter-pylori-und-gastroduodenale-ulkuskrankheit

IMD Labor Potsdam (Mai 2024). https://www.imd-potsdam.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/200-299/218-diagnostik-des-vitamin-b12-mangels

Labor Augsburg (Mai 2024). https://labor-augsburg-mvz.de/service/fachinformationen/helicobacter-pylori

Rößler, A. (2023). https://www.pharmazeutische-zeitung.de/unliebsamer-gast-im-magen-141081/

Wabner, D., Beier, C. (2012). Aromatherpie. Grundlagen Wirkprinzipien Praxis. Urban & Fischer Verlag



Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt (Bianca Peters®).





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