Was eine gut funktionierende Leber mit Histamin zu tun hat und warum eine gestörte Darm-Leber-Achse das Histamin-Problem verstärkt
Interessanterweise können viele innere Organe mit einer Histaminose zusammen hängen. Schauen wir uns hierzu die Leber genauer an.
Die Leber befindet sich im rechten Oberbauch unterhalb des Zwerchfells. Sie besteht aus insgesamt vier Leberlappen. Zudem wird die Leber über unterschiedliche Bandstrukturen an der Bauchwand gehalten, wobei diese Kontakte zum Zwerchfell, zum Bauchnabel, zum Dünndarm oder auch zum Magen haben. Daneben zeigt die Leber eine enge topografische Verbindung zu Organen wie dem Dünn- und Dickdarm, der rechten Niere, der rechten Nebenniere, dem Magen und der Speiseröhre (1, 2).
Die Leber scheint ein „Wunder-Organ“ zu sein, da diese viele wichtige Aufgaben übernimmt.
Hierzu zählen:
- Abbau und Entgiftung von Ammoniak (Harnstoffzyklus), Bilirubin, Medikamenten, Toxinen wie Alkohol und Steroidhormonen wie das Cortisol, DHEA, Östradiol, Östriol, Progesteron oder Testosteron
- Abbau von Insulin
- Stabilisierung des Säure-Base-Haushalts
- Bildung von Gallenflüssigkeit
- Synthese von Fettsäuren, Gallensäuren und Cholesterin
- Bildung von Eiweißstrukturen wie Transferrin (“Transporteisen”) oder Albumin (“Transporteiweiß”)
- Speicherung von Blut, Kupfer, Eisen, Fett, Glukose und Vitaminen wie A, B12, Folsäure, D, E und K
- Abbau von roten Blutkörperchen
Die Fettleber und ihre Symptome und Ursachen
Die Fettleber (Steatosis hepatis) ist eine sehr häufige Erkrankung der Leber und betrifft immer mehr jüngere Menschen. Die Fettleber zeigt sich nicht durch einen klassischen Schmerz, sondern durch unspezifische Symptome wie:
- Müdigkeit
- geringe Belastbarkeit
- Leistungsknick
- Druck unter dem rechten Rippenbogen
- Blähungen
- Verdauungsbeschwerden
- Abgeschlagenheit
- “Nebel” im Kopf
- Konzentrationsprobleme
- Kopfschmerzen und/oder Migräne
- PMS (prämenstruelles Syndrom)
- chronisch erhöhte Cholesterinwerte
- chronischer Eisenmangel
- Mangel an Vitamin A, B12, D, E und K
- herabgesetzte Gerinnungsneigung
Die Fettleber kann durch unterschiedliche Faktoren entstehen. Da die Leber sehr regenerationsfreudig ist, können sich beginnende Schäden wieder zurückbilden. Wird die Leber weiteren Belastungen ausgesetzt, dann kommt es zunächst zu einer Leberentzündung. Ist es jedoch schon zu einer Vernarbung des Gewebes gekommen (Leberzirrhose), dann ist eine Regeneration nicht mehr möglich (3).
Mögliche Ursachen einer Fettleber sind:
- starker Alkoholkonsum
- zucker- und kohlenhydratreiche Ernährung
- genetische Stoffwechselerkrankungen
Wichtig
Neben einer ernährungsbedingten Lebererkrankung können auch virale Erkrankungen wie eine EBV Infektion (Epstein-Barr-Virus Infektion) zu einer Leberbelastung führen.
Mögliche wichtige Symptome bei EBV Viren sind:
- wochen- und monatelange Abgeschlagenheit
- Kraftlosigkeit
- körperliche Erschöpfung und Leistungsschwäche
- chronisch geschwollene Lymphknoten am Hals
- Gliederschmerzen
Tipp: Die Leber und die Organ-Uhr
Die Leber hat aus Sicht der chinesischen Medizin ihre stärkste Aktivität zwischen 1 und 3 Uhr nachts, und ihre schwächste Zeit zwischen 13 und 15 Uhr am Tage. Dies bedeutet, dass man in der Zeit zwischen 1 und 3 Uhr, aber auch zwischen 13 und 15 Uhr die Leber nicht zusätzlich z.B. mit Alkohol, ungesundem Essen, Medikamenten oder Schlafmangel belasten sollte.
Die Entgiftungsphasen der Leber
Grundsätzlich können bei der Entgiftung der Leber zwei Phasen unterschieden werden, die Phase 1 und die Phase 2. Die Entgiftungsleistung der Leber ist davon abhängig, wie gut beide Entgiftungsphasen funktionieren.
In der Phase 1 der Entgiftung werden toxische Stoffe wie zum Beispiel Schwermetalle oder Ammoniak mithilfe von verschiedenen Enzymen (Cytochrom P450-Enzyme) reduziert, aufgespalten und an Sauerstoff gebunden. Die dadurch entstandenen Stoffe sind hochtoxisch und müssen über die Phase 2 schnell und sicher eliminiert und ausgeschieden werden.
In der Phase 2 der Entgiftung werden die hochtoxischen Stoffe an unterschiedliche Moleküle gelagert, um sie dann in wasserlöslicher Form über die Nieren auszuscheiden. Metabolite der Phase 2 gelten als giftiger als welche der Phase 1. Somit sollte die Phase 2 nicht vernachlässigt und in der Entgiftung vorrangig unterstützt werden.
Genetische Variationen bei der Entgiftung der Leber
Einige Menschen können schlechter als andere entgiften. Ein Grund hierfür kann sein, dass ein sogenannter Polymorphismus (Genvariante) vorliegt. Diese kann durch Gentests (dies muss durch einen Arzt beauftragt werden) nachgewiesen werden. Hierbei werden Enzyme der Phase 1 und Phase 2 Entgiftung näher untersucht.
Bekannte Enzyme der Phase 1 sind CYP1A1 (Entgiftung von schädlichen Substanzen, welche beim Rauchen und beim Braten von Fleisch entstehen) und CYP2C19 (Entgiftung und Abbau von z.B. Antidepressiva, Antiepileptika und Protonenpumpenhemmern).
Ein bekanntes Enzym der Phase 2 ist GST (Gluthationperoxidase). Dieses Enzym zeigt eine wichtige Wirkung auf Kanzinogene und Xenobiotika. Daneben gibt es noch NAT2 (N-Acethyltransferase). Dieses Enzym zeigt eine wichtige Wirkung auf Medikamentenabbau. Ein schlechter Entgifter mit einer NAT2-Variante verträgt Medikamente besonders schlecht. Zudem gibt es das Enzym SOD2 (Superoxiddismutase). Eine Person mit einer SOD2-Variante kann schlecht Amalgam ausscheiden. Außerdem besteht eine erhöhte Gefahr von Mitochondrienschäden und Autoimmunerkrankungen (4).
Um die einzelnen Phasen zu unterstützen, können unterschiedliche Mikronährstoffe eine wichtige Rolle spielen.
Wichtige Mikronährstoffe für die Unterstützung der Phase 1 sind: Vitamin A, B-Vitamine, Vitamin D, Folsäure, Vitamin C, Calcium, Eisen, Kupfer, Magnesium, Mangan, Coenzym Q10, Selen und Zink.
Wichtige Mikronährstoffe für die Unterstützung der Phase 2 sind: B-Vitamine, Folsäure, Alpha-Liponsäure, Aminosäure Glycin, Taurin, Glutamin, Cystein, Methionin, N-Acetylcystein (NAC) und der Wirkstoff Mariendistelextrakt.
Die Leber und 3 Probleme mit dem Histamin
Die Leber produziert täglich mehr als einen halben Liter Gallensaft. Dieser ist entscheidend, um Fette im Dünndarm aufzuspalten und für den Weitertransport vorzubereiten. Da die Gallenflüssigkeit wichtig ist um Cholesterin auszuscheiden, kommt es bei Leber-Galle-Erkrankungen meist zu einer chronischen Erhöhung des Cholesterin-Wertes im Blut.
Problem 1: Mangel an Gallensaft
Beim Essen von histaminreichen und fetthaltigen Lebensmitteln wie Eiern, Hartkäse, Innereien, Meeresfrüchten oder Walnüssen kann es bei einer Fettleber durch die verminderte Produktion von Gallensäuren zu einer Histamin-Anreicherung im Darmlumen kommen. Dies belastet wiederum die Leber in ihrer Funktion und Entgiftungsleistung.
Problem 2: Mangel an Kupfer
Unser Darm bildet in größerer Menge DAO-Enzyme (Diaminoxidase). Diese Enzyme sind in der Lage, dass Histamin „unschädlich“ zu machen und es extrazellulär abzubauen (mehr dazu unter diesem Link). Um eine möglichst gute Funktion der DAO-Enzyme zu erreichen, sind sogenannte Co-Faktoren wichtig. Hierzu zählt neben Vitamin C und Vitamin B6 auch das Kupfer. Kann jedoch Kupfer aufgrund einer Lebererkrankung nur unzureichend gespeichert werden, erschwert dies den extrazellulären Histamin-Abbau.
Problem 3: Verminderte HNMT-Aktivität
Intrazelluläres Histamin v.a. in der Leber, den Nieren, den Bronchien und auch dem zentralen Nervensystem wird nicht über DAO (Diaminoxidase), sondern über HNMT (Histamin-N-Methyl-Transferase) abgebaut (5). Kommt es nun zu einer Überlastung oder Schädigung der Leber, dann verringert sich die HNMT-Aktivität.
Welche Werte im Blut können wichtige Hinweise liefern?
Neben wichtigen Leberwerten sollten auch der Cholesterin-Wert sowie die Bildung von Gallensäuren und der Kupfer-Wert bestimmt werden. In der Tabelle findest du eine Zusammenfassung der wichtigsten Werte: