Rückenschmerz durch Bauchnarben inkl. kleiner Übung
Rückenschmerzen betreffen eine Vielzahl von Menschen. Häufig denkt man hier direkt an einen Bandscheibenvorfall oder „Verschleiß“. Wird dann noch eine MRT- oder CT-Untersuchung gemacht, bekräftigt dies meist den ersten Verdacht.
Aufmerksam sollte man jedoch werden, wenn die Rückenbeschwerden trotz Übungen, Physiotherapie oder Wärmeanwendungen nicht besser werden. In solchen Fällen können Bauchnarben dahinterstecken.
Bauchnarben können eher oberflächlicher Natur sein oder auch sehr weit in die Tiefe ragen. Je tiefer eine Narbe ist, desto wahrscheinlicher sind Verklebungen und Verwachsungen. Bei einer OP werden verschiedene Hautschichten durchtrennt. Auch bei den sogenannten minimalinvasiven Verfahren bleibt dies nicht aus, sodass auch hier tiefe Verklebungen entstehen können. In der Abbildung ist schematisch dargestellt, wie sich Verwachsungen in der Tiefe zeigen können. In solchen Fällen spricht man auch von einer eingezogenen Narbe. Dies ist gut zu spüren, wenn man beim Gleiten über die Narbe in eine Art Vertiefung fällt. In der Tiefe ist dann beim Tasten meist ein sogenannter harter Strang zu fühlen.
Bauchnarben können den rechten und linken Oberbauch bzw. Unterbauch betreffen (siehe auch die Abbildung weiter unten).
Im rechten Ober- und Unterbauch befinden sich meist Narben, wenn OPs an Leber und Galle bzw. am Blinddarm oder am Dünndarm z.B. künstlicher Dünndarmausgang (Stoma) stattgefunden haben. Im linken Ober- und Unterbauch zeigen sich Narben nach OPs an der Bauchspeicheldrüse, der Milz, dem Magen und dem Dickdarm, auch hier z.B. aufgrund eines künstlichen Darmausgangs.
Weiterhin können mehrere Bauchbereiche bzw. der Bauchnabel selbst betroffen sein, wenn minimalinvasiv über verschiedene Areale operiert wird. Dies ist meist bei Gallen-OPs oder auch bei OPs aufgrund von Endometriose der Fall.
Auch Verbrennungen, Kaiserschnittnarben und Narben nach Bauchdeckenstraffung oder Fettabsaugung zählen hierzu und können den gesamten Bauchbereich betreffen.
Die Verbindung zum Rücken
Aus der Anatomie weiß man, dass während der embryonalen Entwicklung Nervenfasern des Rückenmarks auch in die Organe „einwandern“. Hierdurch entsteht eine indirekte Verbindung zum Rückenmark und auch zu anderen weiter entfernten Strukturen. Dies bedeutet, dass es vom Rücken Verbindungen zu einzelnen Organen und auch Hautschichten gibt. Kommt es nun zu Schäden an diesen Strukturen, dann hat dies auch immer einen Einfluss auf den hinteren Bereich des Körpers.
Der Bauchbereich beginnt unterhalb der 12.Rippe und endet im Schambeinbereich. Überträgt man dies auf die Wirbelsäule, so zeigt sich ein großes Areal, welches von Bauchnarben beeinflusst wird (siehe auch Abbildung).
Neben diffusen Lendenwirbelsäulenbeschwerden können auch tiefsitzende unklare Rückenschmerzen auftreten. Häufig werden in bildgebenden Verfahren „Verschleiß“-Erscheinungen festgestellt, was zunächst die Rückenschmerzen erklärt. Kommt es dann jedoch durch verschiedene Behandlungen zu keiner Besserung der Beschwerden, sollte an Bauchnarben gedacht werden.
Neben den Rückenschmerzen können weitere diffuse Beschwerden auftreten, die nicht gleich an Bauchnarben denken lassen:
- Verdauungsstörungen
- Verstopfung
- Durchfälle
- Reizdarm
- Fettstuhl
- Periodenbeschwerden
- Zyklusbeschwerden
- Reizblase
- Blasenschwäche
- Müdigkeit nach dem Essen
- vermehrt Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Narbenmassage als kleine Übung
Die Massage schließt verschiedene Bauchnarben ein und kann für den gesamten Bauchbereich verwendet werden. Hierzu nutzt man ein neutrales Öl. Nachfolgend werden einige Beispiele für Massageöle genannt:
- Mandelöl: neutral, pflegend, bei normaler und leicht trockener Haut
- Jojoba- und Avocadoöl: neutral, sehr pflegend, v.a. bei trockener bis sehr trockener Haut
- Sesamöl: neutral, pflegend und leicht durchblutungsfördernd
Zunächst werden einige Tropfen Öl in die „Massage-Hand“ gegeben. Die Massage sollte im Liegen erfolgen, da in dieser Position der Bauch entspannt ist. Nun wird das Öl auf den gesamten Bauch verteilt. Zunächst massiert die Hand den Bauch mit leicht kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel (Bereich des Dünndarms). Die „Massage-Spirale“ wird größer, sodass die Hand nun den äußeren Bereich des Bauches erreicht hat (Dickdarm, Bereich Uterus, siehe auch Abbildungen). Die Massage endet im unteren linken Bauchbereich.
Hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung:
- einige Tropfen in die Hand geben
- das Öl auf den gesamten Bauch verteilen
- mit leichtem Druck Bauch um Bauchnabel im Uhrzeigersinn massieren
- danach die Spirale größer werden lassen und äußeren Bauch massieren
- im unteren linken Bauchbereich enden
- die Massage einige Minuten 2-3 x täglich durchführen
Warum sollte man die Massage durchführen?
Die Massage kann die Durchblutung verbessern und den Lymphabfluss unterstützen. Zudem können die Hautschichten vorsichtig mobilisiert und Verklebungen bzw. Verwachsungen sanft gelöst werden. Hierdurch ist es möglich, dass man einen direkten Einfluss auf diffuse Beschwerden (wie oben aufgeführt) hat.
Worauf sollte man bei der Massage unbedingt achten?
- die Massage sollte schmerzfrei und nicht zu intensiv erfolgen
- das Öl bzw. die Massage sollte niemals auf offene Wunden, noch vorhandene Fäden, Ekzeme, Entzündungen oder andere auffällige Hautareale aufgebracht bzw. durchgeführt werden (bei Unsicherheiten bitte immer Rücksprache mit einem Arzt oder Apotheker halten)
- die Massage sollte regelmäßig durchgeführt werden, um das Gewebe in seiner Beweglichkeit zu unterstützen
- es sollten z.B. oben genannte Öle verwendet werden, da sie hautfreundlich sind und eine einfache Umsetzung der Massage ermöglichen, Salben oder Cremes sind aufgrund der Zusammensetzung und Fluidität hierfür weniger geeignet
Quellen
(1) Bäumler S (2013) Heilpflanzen Praxis heute. Arzneipflanzenporträts Rezepturen und Anwendung. Urban & Fischer, München
(2) Peters B (2023). Narbentherapie für Ergotherapie und Physiotherapie. Springer Verlag
(3) Schünke et al. (2007). Prometheus. Lernatlas der Anatomie. Thieme Verlag
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