Rote und juckende Narben - Kamille als wichtige Heilpflanze
Narben als mögliches Störfeld
Narben machen manchmal keine Probleme, in anderen Fällen können sie jedoch auch ein sogenanntes Störfeld darstellen. Dies ist unter Umständen daran zu erkennen, dass die Narben auffällig rot, juckend und wulstig sind. Zudem können sie umliegende Strukturen mit beeinflussen. Ein Beispiel hierfür sind Bauchnarben, welche unklare und diffuse Rückenschmerzen auslösen können.
Zur Behandlung von Narben gibt es verschiedene Behandlungsansätze. Einer davon ist die Anwendung von pflanzlichen Extrakten, welche die Wundheilung unterstützen.
Kamille als Allrounder
Kamille kann als sogenannter Allrounder in der Narbenpflege gesehen werden. Um einen besseren Überblick zu erhalten, werden nachfolgend wichtige Eigenschaften der Kamille erläutert sowie Beispielanwendungen und Rezepturideen beschrieben.
Pflanzenextrakt Kamille
Bei den Pflanzenextrakten werden die römische und echte Kamille unterschieden, wohingegen auf das Letztere näher eingegangen wird.
Die echte Kamille gehört zu den Korbblütlern. Altertümlich wurde die Kamille meist bei Menstruationsbeschwerden, Wochenbettproblemen und Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Sie galt als schmerzhemmend, krampflösend und wundheilungsfördernd.
Kamille zeigt entzündungshemmende Eigenschaften, wobei diese in alkoholischen Extrakten stärker ausgeprägt ist. Dies ist auf die Menge an ätherischen Ölen zurückzuführen, welche in solchen Extrakten vermehrt enthalten sind. In Tees findet man diese anteilig jedoch nur bis zu 15 %.
Wichtig
Die echte Kamille ist nicht zu verwechseln mit der Strandkamille oder Acker-Hundskamille. Diese führen zu keiner vergleichbaren Wirkung, wie die echte Kamille. Auch die stinkende Hundskamille kann bei Wildsammlungen verwechselt werden und auf der Haut starke allergische Reaktionen auslösen. Die echte Kamille selbst führt nur sehr selten zu allergischen Reaktionen. Dies betrifft vor allem die Anwendung von Tees und Trockenextrakten.
Die Entzündungsreduktion gelingt durch die Hemmung entzündungsfördernder Zytokine wie dem Histamin. Ferner wirken bestimmte Stoffe der Kamille (vor allem Alpha-Bisabolol) gegen Pilze wie Schimmelpilze und Bakterien wie Streptokokken und Staphylococcus aureus, aber auch gegen Bakterientoxine. Zudem zeigt die Pflanze eine krampflösende Wirkung. In Untersuchungen konnte die echte Kamille 45 % des Wirkungsgrades von Chloramphenicol und Cycloheximid (zwei Antibiotika gegen Bakterien bzw. Pilze) gegen Staphylococcus aureus erreichen.
Der Wirkstoff Alpha-Bisabolol zeigte in Untersuchungen einen geschwürhemmenden Effekt, wie er beispielsweise unter Alkohol, Stress und dem Schmerzmittel Indometacin auftreten kann. Ferner besitzt Kamille eine hautresorptionsfördernde Wirkung. Dies bedeutet, dass Kamille andere Wirkstoffe schneller in die Haut befördert.
Bei der Anwendung von roten und juckenden Narben zeigt Kamille folgende Eigenschaften:
- entzündungshemmend
- wundheilungsfördernd
- antiinfektiös v.a. bei Sekundärinfektionen
- einsetzbar bei oberflächlichen und tiefen Wunden sowie Verbrennungen bis Grad 2 (hierzu zählen auch Hautschäden nach Strahlentherapie)
- geschwürhemmend
- Schleimhaut regenerierend
- epithelisierend
- granulationsfördernd
- erhöht Hautresorption für weitere Stoffe
Anwendung von Tinkturen und Tee
Äußerlich werden Tinkturen genutzt. Diese werden in der Regel in einem Mischverhältnis von 1 zu 10 (z.B. 10 ml Tinktur zu 100 ml Wasser) gemischt. Im Anschluss wird ein Leinen- oder Baumwolltuch in die Flüssigkeit gegeben und ausgewrungen. Das feuchte Tuch kann nun mehrmals täglich für etwa 20 min auf die betroffene Stelle gelegt werden. Fertigtinkturen gibt es online und in Apotheken käuflich zu erwerben.
Für Badezusätze werden 50 Gramm der getrockneten Blüten auf 10 Liter Wasser zubereitet. Im Anschluss kann der Tee etwa 20-30 ziehen. Der Aufguss wird dann in die Badewanne gegeben. Diese Anwendung ist vor allem für sehr große rote und juckende Narbe geeignet.
Bei der Anwendung sind keine Kontraindikationen und Nebenwirkungen bekannt. In sehr seltenen Fällen können allergische Reaktionen der Haut auftreten. Dies ist jedoch meist auf Verunreinigungen durch die stinkende Hundskamille zurückzuführen.
Anwendung von ätherischen Ölen
Auch bei ätherischen Ölen wird meist die echte Kamille genutzt. Das Öl ist im Handel als „blaue Kamille“ (Matricaria recutita, Chamomilla recutita) erhältlich. Das Öl wird aus den Blütenköpfen durch Wasserdampfdestillation gewonnen, welches durch seine intensiv blaue Farbe besticht. Auch das Öl wirkt stark entzündungshemmend und epithelisierend auf die Haut und kann neben Narben auch bei Ekzemen, Dermatosen, Ulkus, Verbrühungen, Schnittwunden und Muskelentzündungen eingesetzt werden. Zudem wirkt es durch den Duft schlaffördernd, stresshemmend und beruhigend. Ferner kann Kamillenöl äußerlich auch bei Migräne, Kopfschmerzen, Verstauchungen und Menstruationsbeschwerden eingesetzt werden.
Auch bei der Anwendung des Öls ist wieder auf mögliche Allergien zu achten. Das reine Öl ist sehr teuer, wobei 5 Milliliter teilweise bis zu 50-60 € kosten können. Für die Herstellung eines einfachen Narbenöls wird jedoch nur sehr wenig von dem Öl benötigt. Hierfür gibt man 3 Tropfen Kamillenöl in eine Trägersubstanz mit 50 Milliliter Inhalt z.B. Mandelöl. Zur Verbesserung der Wirkung kann ein Trägeröl mit zusätzlichen Inhaltsstoffen gewählt werden. Hierfür kommen Calendulaöl (zusätzlich entzündungshemmend und wundheilungsfördernd) oder Jojobaöl (pflegend und feuchtigkeitsspendend) infrage.
Quellen
1) Ammon, H.P.T., Kaul, R., Pharmakologie der Kamille und ihrer Inhaltsstoffe. Dtsch. Apoth. Ztg. 132 (1992) Suppl. 27, 1-26.
2) European Pharmacopeia 4th Edition 2002, Strasbourg 2001 and yearly supplements.
3) Hempel, B., Hirschelmann, R., Kamille - Entzündungshemmende Wirkung von Inhaltsstoffen und Zubereitungen in vivo. Dtsch. Apoth. Ztg. 138 (1998) 4237-4242.
4) Jäger, E. J., Werner, K. (Hrg.), Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von W. Rothmaler. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2002, Bd. 4, S. 661.
5) Schilcher, H., Die Kamille. Handbuch für Ärzte, Apotheker und andere Naturwissenschaftler. Wiss. Verlagsges. mbH Stuttgart, 1987.
6) Rauschert, S., Nomenklatorische Probleme in der Gattung Matricaria L. Fol. Geobot. Phytotax. 9 (1974) 249260.
7) Wabner, D., Beier, Ch., Aromatherapie. Grundlagen Wirkprinzipien Praxis. Urban & Fischer Verlag. (2012).
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