Eisenmangel bei Restless Legs

Eisenmangel bei Restless Legs

Das Restless Legs-Syndrom wird auch abgekürzt als RLS. Es ist mit Missempfindungen vor allem in den Beinen verbunden. Zudem besteht ein übermäßiger Bewegungsdrang, da die sensomotorischen Beschwerden vor allem in Ruhe auftreten. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.

Neben idiopathischen Verläufen (hier ist die Ursache meist ungeklärt) kommt es auch zu sekundären Erkrankungen. Dies bedeutet, dass Mangelerscheinungen, Vorerkrankungen oder auch Medikamente zu einem Restless Legs-Syndrom führen können. Werden diese Ursachen beseitigt, vermindert sich meist auch das Syndrom bzw. verschwindet ganz.

Bei den sekundären Erkrankungen ist vor allem der Eisenmangel hervorzuheben. In diesem Falle ist es wichtig, einen Eisenmangel ausreichend zu diagnostizieren und zu beheben. Jedoch kann es beim Vorgehen einige Fallstricke geben. Um diese zu vermeiden, wird nachfolgend die Diagnostik und die Anwendung von Eisen erläutert.

Bevor die einzelnen Schritte genauer beschrieben werden, wird hier noch im Einzelnen auf Ursachen eines Mangels sowie mögliche Beschwerden eingegangen, welche unter einem Eisenmangel auftreten können.

Wodurch entsteht ein Mangel?

Es gibt drei Möglichkeiten wie es zu einem Mangel kommen kann: Verlust durch Blutung, erhöhter Bedarf und mangelnde Aufnahme von Eisen.

Ein Verlust von Eisen entsteht nicht nur durch die Menstruation, sondern auch durch Polypen im Darm, chronische Entzündungen wie Nasennebenhöhlen-, Mandel- oder Darmschleimhautentzündung, durch Blutspenden und Nasenbluten oder auch die Anwendung von Dialyse. Ein erhöhter Bedarf ist vor allem in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie im Leistungssport zu sehen. Ein Eisenmangel kann jedoch auch durch eine mangelnde Aufnahme erfolgen. Hierzu zählen eine einseitige, vegane bzw. vegetarische Kost, eine chronische Magenschleimhautentzündung (Gastritis), einen Mangel an Magensäure z.B. durch eine Schilddrüsenunterfunktion, durch Magen-OPs z.B. Magenverkleinerung bzw. Magenteilentfernung, Aufnahmestörungen im Darm z.B. durch Zöliakie, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Wichtig

Auch Medikamente können einen Eisenmangel begünstigen. Hierzu zählen z.B. Magensäurehemmer wie Pantoprazol und Omeprazol sowie Schmerzmittel.

Wie zeigt sich ein Mangel?

Ein Eisenmangel kann diverse Beschwerden mit sich ziehen. Manchmal vermutet man durch Antriebslosigkeit bei Patienten eine latente Depression bzw. durch rissige Haut und spröde Haare eine Schilddrüsenunterfunktion. Bei der Diagnostik stellt sich dann häufig ein Eisenmangel heraus.

Zu möglichen Mangelsymptomen zählen:

  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Blässe
  • Kurzatmigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • depressive Verstimmungen und Antriebslosigkeit
  • trockene und rissige Haut
  • spröde Nägel
  • eingerissene Mundwinkel
  • Zungenbrennen
  • Schluckstörungen

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Eisenwerte bestimmen

Doch wie kann jetzt genau der Eisenwert bestimmt werden? Bei der Eisendiagnostik gibt es Einiges zu beachten, um einen aussagekräftigen Wert zu erhalten. Die wichtigsten Punkte werden nachfolgend erläutert.

Eisen im Serum und Vollblut

Früher wurde das Eisen im Serum oder Vollblut bestimmt. Eisen unterliegt jedoch einem zirkadianen Rhythmus, sodass die Messung als sehr ungenau gilt. Bei Serumwerten ist es weiterhin problematisch, da sich Eisen nur zu etwa einem Prozent im Serum befindet. Aus heutiger Sicht gilt der Serum- bzw. Vollblutwert als nicht mehr repräsentativ.

Ferritin

Das Ferritin stellt den Eisenspeicher dar. Er gilt als sehr sensitiv, hat jedoch eine wichtige Eigenschaft. Ferritin zählt auch zu den „Akut-Phase-Proteinen“. Dies bedeutet, dass Ferritin auch bei akuten oder chronischen Entzündungen wie auch bei Tumor- und Lebererkrankungen im Körper erhöht sein kann. Bei Werten unter 70 g/l ist bereits ein latenter Haarausfall möglich.

Wichtig

Bei der Bestimmung des Ferritins sollte auch immer die Mitbestimmung des CRP (C-reaktives Protein, Entzündungsmarker) erfolgen. Sind Ferritin und CRP erhöht, dann liegt eine Entzündung bzw. eine Tumor- oder Lebererkrankung vor. Ist Ferritin deutlich erhöht jedoch CRP erniedrigt, dann kann sich eine Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) dahinter verbergen. Sind Ferritin und CRP erniedrigt, handelt es sich um einen Eisenmangel ohne Einfluss durch eine Entzündung.

Transferrinsättigung

Die Transferrinsättigung gibt an, wieviel Funktionseisen dem Körper zur Verfügung stehen. Bei akuten und chronischen Entzündungen sind häufig erniedrigte Werte zu erkennen, auch wenn das Ferritin unter Umständen einen unauffälligen Wert anzeigt. Ähnlich wie der Eisenwert unterliegt auch die Transferrinsättigung einem zirkadianen Rhythmus und kann sich zu jeder Tageszeit unterschiedlich zeigen.

Löslicher Transferrinrezeptor

Dieser Wert wird auch als TfR abgekürzt und kommt vorrangig im Serum vor. Die Konzentration des Rezeptors ist von verschiedenen Dingen abhängig. Hierzu zählen z.B. die Erythropoese (Blutbildung). Somit findet man erhöhte Werte bei einer gesteigerten Blutbildung z.B. durch Blutverlust und bei einem Eisenmangel. Kommt es zu einer Blutbildung aufgrund starker Eisenverluste erhöht sich der TfR-Wert. Liegt der Eisenspeicher noch im Normbereich, ist der TfR-Wert meist unauffällig. Die Bestimmung des Wertes ist sehr wichtig bei der Differenzierung von verschiedenen Eisenmangelproblematiken. Liegt ein „echter“ Eisenmangel vor, ist der TfR-Wert erhöht. Liegt ein Eisenmangel aufgrund chronischer Erkrankungen vor (ACD, Anämie durch chronische Erkrankungen, Beispiele sind hier chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, rheumatoide Arthritis, Kollagenose, Sarkoidose) ist der TfR-Wert zunächst meist unauffällig.

Wichtig

Bei der Bestimmung des TfR-Wertes sollte immer das gleiche Labor mit der gleichen Bestimmung verwendet werden, da durch unterschiedliche Bestimmungsmethoden Werte abweichen können. Schwierig ist es also, wenn mal der Hausarzt Blut abnimmt und in „sein“ Labor schickt und beim nächsten Mal der Internist Blut nimmt und dies in ein ganz anderes Labor einsendet.

TfR-F-Index

Neben der Bestimmung des TfR-Wertes wird aktuell von etlichen Laboren auch der TfR-F-Index (auch als Ferritin-Index bekannt) angeboten. Hierbei wird der Quotient von beiden Werten errechnet. Der Wert gibt einen wichtigen Aufschluss bezüglich eines Eisenmangels. Ein erhöhter TfR-F-Index weist auf einen Abfall des Eisenspeichers und eine Minderversorgung durch eine mangelnde Blutbildung hin. Dadurch ist dieser Wert hilfreich bei Patienten mit entzündlichen Erkrankungen oder Infektionen. Ein erniedrigter TfR-F-Index zeigt sich meist bei Patienten mit einer ACD (Anämie durch chronische Erkrankungen). Zusammenfassend zeigt ein erhöhter TfR-F-Index einen echten Eisenmangel an, erniedrigte Werte weisen auf einen funktionellen Eisenmangel hin. Ein funktioneller Eisenmangel bedeutet, dass meist zwar ausreichend Eisen im Körper vorhanden ist, jedoch nicht ausreichend Eisen für die Blutbildung zur Verfügung steht.

Wichtige Laborwerte

In der Zusammenfassung kann man sagen, dass folgende Laborwerte wichtig für eine genaue Eisendiagnostik sind:

  • Ferritin
  • Transferrinsättigung
  • TfR (löslicher Transferrinrezeptor) inkl. TfR-F-Index
  • CRP

Eisen einnehmen

Der Körper weist eine „maximale“ Kapazität für die Eisenaufnahme auf. Diese liegt bei etwa 5-10 % der Dosis. Dies bedeutet, dass selbst sehr hohe Eiseneinnahmen von beispielsweise 200 mg täglich nicht zu einer besseren Aufnahme und auch nicht zwangsläufig zu einem besseren Eisenwert führen müssen.

Wichtig

Sehr hoch dosierte Eisenpräparate bzw. Eisen in Form von Eisen(II)-glycin-sulfat-Komplex (z.B. Ferro Sanol®) führen häufig zu diversen Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Darmschleimhautreizungen.


Eisen kann als Sulfat, Chlorid, Fumarat oder Glukonat erworben werden. Die Einnahme sollte nüchtern erfolgen, wird jedoch meist nicht gut vertragen. Häufig schildern Patienten Magen- und Darmbeschwerden, Übelkeit sowie Verstopfung. In solchen Fällen bieten sich nicht tägliche Einnahmen an, sondern die Einnahme an jeden zweiten Tag. Zudem kann die Eiseneinnahme zu einer Mahlzeit erfolgen, um die Beschwerden zu reduzieren. Die Eiseneinnahme sollte 6-12 Wochen erfolgen. Hiernach ist eine erneute Laborüberprüfung sinnvoll.

Wichtig

Eiseninfusionen sollten streng abgewogen werden, da sie eine Reihe von teils schweren Nebenwirkungen zeigen können. Hierzu zählen Juckreiz, Flush, Rücken- und Gelenkschmerzen, Urtikaria (Nesselsucht), Luftnot, Augenlidödem, Zyanose, Bewusstlosigkeit, Herz- und Atemstillstand.

Pflanzliches Eisen als Alternative

Neben den oben genannten Eisenformen steht aktuell auch eine pflanzliche Alternative zur Verfügung. Dies nennt sich Curryblattextrakt und zeigt eine gute Bioverfügbarkeit sowie sehr gute Verträglichkeit, wobei der Extrakt eine bessere Verfügbarkeit im Vergleich zum Eisenglukonat zeigt. Hierbei reichen meist schon kleinere Dosierungen aus, um den Eisenbedarf zu denken bzw. einen Mangel auszugleichen. Der Extrakt wird aus dem indischen Curryblattbaum gewonnen, wobei dieser nicht mit den Currygewürz zu verwechseln ist.

Wichtig

Die Einnahme von Eisen ist dem Laborwert anzupassen. Bei einem ausgeprägten Eisenmangel können tägliche Dosen von etwa 100 mg erforderlich sein. Präventiv bzw. bei Frauen mit regelmäßiger Menstruation können täglich 14 mg phasenweise bzw. auch über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden.





Quellen

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Wichtiger Hinweis

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