Coenzym Q10 bei Migräne

Coenzym Q10 bei Migräne

Migräne ist eine komplexe Erkrankung, bei der viele Faktoren einen wesentlichen Einfluss haben können. Neben Ernährung, Sport, Entspannung und Hormonhaushalt spielen auch Mikronährstoffe eine nicht unwesentliche Rolle.

In diesem Artikel soll das Vitaminoid Coenzym Q10 näher beleuchtet werden.

Coenzym Q10 kann über die Ernährung aufgenommen oder auch im Körper eigenständig gebildet werden. In Nahrungsmitteln ist es vorrangig in Makrelen, Sojabohnen, Walnüssen, Mandeln und Weizenkeimen zu finden.

Die Aufgaben sind unter anderen:

• Stabilisierung von Zellmembranen

• Unterstützung der Makrophagen-Funktion (Phagozytose)

• essentiell für die Energiegewinnung in den Zellen

• Unterstützung des Herzmuskel-Energiestoffwechsels

Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Asthma bronchiale, Fibromyalgie, Fatigue, Burnout oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson haben einen erhöhten Bedarf an Coenzym Q10. Da die Aufnahme des Stoffes von einer ausreichenden Gallensäureproduktion abhängt, kommt es meist bei einem Gallensäuremangelsyndrom zu einer verminderten Aufnahme.


Wichtig

Menschen mit chronischen Erkrankungen und einen damit einhergehenden chronischen Mangel an Coenzym Q10 haben ein möglicherweise höheres Risiko für Migräne. Hierzu zählen vor allem Erschöpfungszustände (psychovegetativ bzw. körperlich), eine allergische Diathese wie Asthma oder auch Diabetes mellitus.


Zudem können eine Schilddrüsenunterfunktion, Leberbelastungen oder Gallensteine zu einer verminderten Ausschüttung von Gallensäuren führen, welches wiederum zu einer reduzierten Aufnahme von Coenzym Q10 führt und somit die Dauer, Intensität und Häufigkeit von Migräne beeinflusst.

Neben den genannten neurologischen Erkrankungen zählt auch Migräne in diesen Bereich. Migräne wird aus heutiger Sicht als neuro-inflammative, mitochondriale Störung gesehen, welche mit oxidativem Stress einhergeht. Studien weisen darauf hin, dass Coenzym Q10 eine interessante Therapieoption bei Migräne sein könnte.

Interessante Studien zu Coenzym Q10 bei Migräne

Die positiven Effekte von Coenzym Q10 bei Migräne könnten sich darüber erklären lassen, dass das Vitaminoid positiv auf die Energiegewinnung Einfluss nimmt und eine antioxidative Wirkung zeigt.

Im Jahre 2019 wurde eine randomisierte doppelt verblindete placebokontrollierte Studie zu diesem Thema veröffentlicht. Hierbei nahmen 45 Frauen im Alter von 18 bis 50 Jahren teil. 23 Probandinnen erhielten über 3 Monate täglich 400 mg Coenzym Q10, 22 Probandinnen ein Placebo. Als Marker wurden CGRP (Calcitonin-Gen-Related-Peptid), TNF-alpha (Tumornekrosefaktor alpha) und IL-6 bzw. IL-10 (Interleukine) bestimmt. CGRP ist ein Neuropeptid, welches an Blutgefäßen eine starke Vasodilatation auslöst. In der Behandlung von Migräne kommen unter anderen CGRP-monoklonale Antikörper zum Einsatz. TNF-alpha ist ein Signalstoff, welcher mit als erstes bei Entzündungsreaktionen freigesetzt wird. Die Folge ist eine Aktivierung von Makrophagen. IL-6 gilt als proentzündliches Zytokin und wird erst etwa 4-6 Stunden nach Makrophagen-Aktivierung freigesetzt. Zudem folgt die Sezernierung auch bei Schädigung von Fibroblasten und Endothelzellen. Deshalb kann dieser Marker auch zur Bestimmung von Nekrosen Verwendung finden. IL-10 gilt als antientzündliches Zytokin, welches vor allem durch Makrophagen gebildet wird.

In der oben genannten Studie konnte unter Coenzym Q10-Gabe eine signifikante Reduktion von CGRP und TNF-alpha nachgewiesen werden. Bei IL-6 und IL-10 gab es keine Unterschiede. Weiterhin konnte eine signifikante Verbesserung der Stärke, Dauer und Intensität festgestellt werden (1).

In einer weiteren Studie wurde untersucht, inwieweit Coenzym Q10 in Kombination mit Curcumin einen Effekt auf Migräne hat. Hierfür wurden insgesamt 100 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 32 Jahren in mehrere Gruppen unterteilt. Die erste Gruppe erhielt 80 mg Curcumin und 300 mg Coenzym Q10, die zweite Gruppe nur Curcumin, die weitere Gruppe nur Coenzym Q10, die letzte Gruppe ein Placebo. Signifikante Effekte bezüglich Dauer, Schwere und Häufigkeit der Migräne wurden bei der Supplementierung von Curcumin und bzw. oder Coenzym Q10 erzielt (2).

In einer anderen Studie wurden insgesamt 56 Männer und Frauen in zwei Gruppen unterteilt. Die eine Gruppe erhielt über 8 Wochen eine Kombination aus 30 mg Coenzym Q10 und 500 mg L-Carnitin täglich. Nach dieser Zeit konnte eine signifikante Verbesserung der Schwere und Häufigkeit von Migräneattacken dokumentiert werden (3).

In einer Metanalyse aus dem Jahre 2019 wurde untersucht, welche Effekte Coenzym Q10 bei Migräne zeigt. Hierfür wurden 5 Studien mit insgesamt 346 Probanden eingeschlossen. Hierbei zeigte sich im Vergleich zum Placebo eine Migränetage im Monat sowie die Migränedauer (4).

In einer weiteren Studie wurde untersucht, inwieweit Coenzym Q10 Einfluss auf die Migräne hat. Hierfür wurden 37 Probanden untersucht. Diese erhielten täglich 100 mg Coenzym C10. Am Ende der Studie zeigte sich eine signifikante Reduktion der Schwere und der Häufigkeit (5).

Worauf ist bei Coenzym Q10 zu achten?

Coenzym Q10 ist in Form von Ubiquinol bzw. Ubiquinon erhältlich. Ubiquinol gilt als aktive Q10-Form. Wird Ubiquinon eingenommen, muss dieses über mehrere Syntheseschritte zunächst in die aktive Form überführt werden.

Selen ist zudem entscheidend, um eine Regeneration dieser Stoffe im Körper zu gewährleisten. Liegt im Körper ein Selenmangel vor, so kann körpereigenes Coenzym Q10 nur schwer „wiederverwertet“ werden.

Wird Coenzym Q10 eingenommen, so kommt es zu keinen bekannten Kontraindikationen. Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden sind nur bei sehr hohen Dosierungen zu erwarten. Coenzym Q10 sollte zu einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden, um eine bessere Aufnahme zu gewährleisten. Die therapeutischen Dosen liegen bei 100-300 mg Ubiquinon bzw. 60 mg Ubiquinol täglich.

Vor einer möglichen Einnahme kann der Serumspiegel im Labor überprüft werden.



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Quellen:

(1) Dahri M, Tarighat-Esfanjani A, Asghari-Jafarabadi M, Hashemilar M. Oral coenzyme Q10 supplementation in patients with migraine: Effects on clinical features and inflammatory markers. Nutr Neurosci. 2019 Sep;22(9):607-615. doi: 10.1080/1028415X.2017.1421039. Epub 2018 Jan 3. PMID: 29298622.

(2) Parohan M, Sarraf P, Javanbakht MH, Foroushani AR, Ranji-Burachaloo S, Djalali M. The synergistic effects of nano-curcumin and coenzyme Q10 supplementation in migraine prophylaxis: a randomized, placebo-controlled, double-blind trial. Nutr Neurosci. 2021 Apr;24(4):317-326. doi: 10.1080/1028415X.2019.1627770. Epub 2019 Jun 26. PMID: 31241007.

(3) Hajihashemi P, Askari G, Khorvash F, Reza Maracy M, Nourian M. The effects of concurrent Coenzyme Q10, L-carnitine supplementation in migraine prophylaxis: A randomized, placebo-controlled, double-blind trial. Cephalalgia. 2019 Apr;39(5):648-654. doi: 10.1177/0333102418821661. Epub 2019 Jan 6. PMID: 30612463.

(4) Zeng Z, Li Y, Lu S, Huang W, Di W. Efficacy of CoQ10 as supplementation for migraine: A meta-analysis. Acta Neurol Scand. 2019 Mar;139(3):284-293. doi: 10.1111/ane.13051. Epub 2018 Dec 3. PMID: 30428123.

(5) Shoeibi A, Olfati N, Soltani Sabi M, Salehi M, Mali S, Akbari Oryani M. Effectiveness of coenzyme Q10 in prophylactic treatment of migraine headache: an open-label, add-on, controlled trial. Acta Neurol Belg. 2017 Mar;117(1):103-109. doi: 10.1007/s13760-016-0697-z. Epub 2016 Sep 26. PMID: 27670440.

(6) Peters B (2023) Narbentherapie. Springer Verlag, Heidelberg

(7) Schmidbauer C. 2018. Mikronährstoff-Coach. Das große Biogena-Kompendium der Nährstoffe. 3. Auflage. Wien: Verlagshaus der Ärzte

(8) Gröber, U. 2014. Arzneimittel und Mikronährstoffe. Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.



Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt (Bianca Peters®)



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