Long-COVID als Ursache für Schulter- und HWS-Schmerz?

Long-COVID als Ursache für Schulter- und HWS-Schmerz?

Long-COVID hat viele Gesichter. Die Erkrankung ist sehr komplex und kann sich durch vielfältige Beschwerden zeigen. Neben Atembeschwerden, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung oder einem Nebel im Kopf (Brain Fog) können sich auch funktionelle Probleme ergeben. Hierzu zählen beispielsweise diffuse Schulterschmerzen.

Doch wie kommt es dazu?

Neben dem Musculus serratus posterior superior und inferior bzw. anterior, den Scaleni-Muskeln, dem Musculus sternocleidomastoideus, dem Musculus pectoralis major wird auch der Musculus pectoralis minor zu den sogenannten inspiratorischen Atemhilfsmuskeln gezählt.

Der Musculus pectoralis minor hat seinen Ursprung an der dritten bis fünften Rippe sowie seinen Ansatz am Rabenschnabelfortsatz (Processus coracoideus) der Scapula. Zudem wird dieser Muskel durch die Segmente C6 bis Th1 innerviert.

Bei Patienten mit einer Long-COVID-Problematik bilden sich häufig bleibende Atembeschwerden aus. Hierdurch ist die Einatmung meist deutlich erschwert. Kommt es zu diesen Beschwerden, dann hat dies auch immer Einfluss auf die umliegenden Atemhilfsmuskeln d.h. auch auf den Musculus pectoralis minor. Dieser kann im Verlauf der Erkrankung Muskelverhärtungen bzw. Triggerpunkte ausbilden, welche der Start für Schulterschmerzen sind.

Die Triggerpunkte befinden sich meist im Bereich der dritten bis fünften Rippe und bzw. oder im Bereich des Rabenschnabelfortsatzes. Kommt es zu spürbaren Verhärtungen, dann können diese zu weitläufigen ausstrahlenden Schmerzreaktionen führen.

Diese sind:

- Brustschmerzen bzw. Angina pectoris ähnliche Beschwerden v.a. bei linken Schulterbeschwerden

- Schmerzen werden bei der Einatmung schlimmer

- Schmerzen bei der Anteversion z.B. Teller aus dem Schrank nehmen

- Schmerzen im Ellenbogenbereich medialseitig bzw. Diagnose: Golferellenbogen

- Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit v.a. im Ringfinger und kleinen Finger

Auch an die Halswirbelsäule denken

Wie oben beschrieben wird der Musculus pectoralis minor durch die Segmente C6 bis Th1 innerviert. Dies bedeutet, dass durch chronische Atembeschwerden auch häufig die Segmente mit beeinflusst werden. Dies kann sich neben Muskelverhärtungen parallel der Wirbelsäule auch durch allgemeine diffuse Halswirbelsäulenbeschwerden zeigen.

Henne oder Ei?

In diesem Zusammenhang besteht die Überlegung was als erstes bei einem Patienten vorlag: Lagen vor einer Long-COVID-Erkrankung bereits Schulterbeschwerden vor? Und führen diese womöglich zu einer erschwerten Einatmung aufgrund einer eingeschränkten Musculus pectoralis minor-Funktion? Oder führt ggf. eine Long-COVID-Erkrankung zu Schulterbeschwerden?

Diese Fragen sollten ausführlich in einem Erstgespräch mit dem Patienten näher erläutert werden, um einen entsprechenden Therapieplan zu erstellen.

Weiterhin stellen Fragen bezüglich möglicher Schulterbelastungen eine nicht unerhebliche Rolle dar. Hierzu zählen z.B.:

- Führen Sie regelmäßig Über-Kopf-Arbeiten wie Malertätigkeiten durch?

- Tragen Sie einen straffen bzw. „einschnürenden“ BH?

- Tragen Sie häufig einen schweren Rucksack bzw. eine schwere Handtasche?

Therapie-Option

Zur Behandlung solcher Beschwerden bietet sich in der Regel die Anwendung von sogenannten Gittertapes an. Diese massieren sanft das betroffene Gewebe und führen zu einem Lösen von Verklebungen und Muskelverhärtungen. Hierfür werden die entsprechenden Schmerzareale ausfindig gemacht (nahe 3. bis 4.Rippe sowie Rabenschnabelfortsatz) und dort jeweils ein Gittertape platziert. Diese können einige Tage auf der Haut verbleiben.

Quellen

(1) Irnich D (2009) Leitfaden Triggerpunkte. Urban & Fischer Verlag

(2) Hecker HU, Steveling A, Peuker E (2010) Praxis-Lehrbuch Akupunktur. Hippokrates Verlag



Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt (Bianca Peters®).



Kribbeln & Taubheit in den Fingern?

Hole dir hier meine 3 simplen Tipps bei Karpaltunnelsyndrom - Schritt für Schritt-Anleitung exklusiv für Therapeuten & Heilpraktiker

Trage deinen Namen & deine E-Mail ein und erhalte alle 1-2 Wochen meinen Newsletter und hin und wieder ein Angebot. Kostenlos und jederzeit abbestellbar.