Kleiner Finger taub? Eine wichtige Ursache!

Kleiner Finger taub? – Eine wichtige Ursache!


Viele Menschen haben damit zu tun, dass der kleine Finger immer mal wieder taub wird. Manchmal kommt es zudem zu Kribbelparästhesien. Doch was kann dahinterstecken? Um diese Frage zu klären, beginnen wir uns die wichtigsten Strukturen genauer anzuschauen.

Im Bereich des ulnaren Handgelenks verläuft der Nervus ulnaris. Bei seinem Verlauf durchtritt er vor allem eine wichtige Engstelle. Diese wird als Guyon-Loge bzw. als Canalis ulnaris bezeichnet (siehe auch Abbildung). Diese ist etwa 4 cm lang und wurde durch den französischen Chirurgen Jean Félix Guyon (1831-1920) bekannt.




In dieser Engstelle kommt es zu einer Spaltung des Nerves in den oberflächlichen Ast (Ramus superficialis) und den tiefen Ast (Ramus profundus). Der oberflächliche Ast ist rein sensibel, der tiefe Ast ein gemischter Nerv mit vorwiegend motorischen Anteilen. Neben dem Nerv teilt sich in der Loge auch die Arterie in einen oberflächlichen und tiefen Verlauf.

Neben dem Nerv durchtritt hier auch die Arteria ulnaris diese Engstelle. Beide Strukturen sind wichtig für die Blutversorgung, die Sensibilität und Motorik der Hand.

Die Guyon-Loge wird ulnarseitig von den Handwurzelknochen Os pisiforme und Hamulus ossis hamati begrenzt. Weiterhin umgeben Teile des Retinaculum flexorum sowie das Ligamentum pisohamatum und carpi palmare selbst die Guyon-Loge.

Guyon-Loge-Syndrom als Hauptursache


Die Loge zeigt sich als Engstelle im Handgelenksbereich. Hierdurch kann es schnell zu Kompression des Nerves bzw. der Arterie kommen. Dadurch, dass sowohl Nerv als auch Arterie sich innerhalb der Loge teilen, kommt es häufig neben motorischen und sensiblen Ausfällen auch zu Durchblutungsstörungen.

Es gibt verschiedene Ursachen, warum es zu solchen Kompressionen kommt. Nachfolgend sind einige aufgeführt:

• Ganglion (Überbein, gutartige flüssigkeitsgefüllte Zyste)

• häufig extendierte Hand ggf. in Verbindung mit Vibration z.B. beim Fahrradfahren oder Motorradfahren

• Stürze auf die Hand v.a. ulnarseitig


Kommt es zu einer Kompression, so können sich unterschiedliche Beschwerden zeigen. Diese beginnen meist mit Parästhesien im kleinen Finger und Ringfinger. Besteht die Kompression weiterhin, so kommen auch motorische Ausfälle hinzu. In diesen Fällen ist es meist nur schwer möglich, den kleinen Finger an die anderen Finger zu drücken.

Ein einfacher Test kann hier Aufschluss geben. Dieser kann mithilfe des Froment-Zeichens durchgeführt werden. Der Test ist sinnvoll, da der Nervus ulnaris motorisch neben dem kleinen Finger auch den Daumen (Musculus adductor pollicis, Musculus flexor pollicis brevis) innerviert.

Hierfür nimmt man ein Stück Papier und hält dieses zwischen Daumen und Zeigefinger. Nun versucht man, mit der anderen Hand das Papier wegzuziehen (siehe Abbildung).

Kommt es zu Sensibilitätsstörungen im kleinen Finger und Ringfinger, dann sollte auch immer an die Halswirbelsäule gedacht werden. Hierbei ist es wichtig zu erfragen, ob noch andere Beschwerden vorliegen.

Kann das Papier durch Zusammendrücken der Finger fixiert werden, so ist der Test negativ. Gleitet jedoch das Papier sofort durch die Finger hindurch bzw. kommt es zu einer Flexion im Daumenendgelenk, so ist der Test positiv und ein motorischer Ausfall wahrscheinlich.

Was tun?


Meist kommt es beim Meiden der stark extendierten Haltung zu einer Rückbildung der Beschwerden. Weiterhin kann es sinnvoll sein, ergonomische Griffe beim Fahrradfahren zu verwenden. Ganglien in diesem Bereich müssen meist nicht operiert werden, da sie sich spontan zurückbilden können. Bestehen jedoch starke und anhaltende Beschwerden bzw. sind schon gravierende motorische Ausfälle zu spüren, so sollte ggf. über eine operative Behandlung nachgedacht werden.



Quellen

(1) Peters B (2019). Taping für Heilpraktiker. Thieme Verlag

(2) Platzer W (1999) DTV-Atlas Anatomie. Band 1. Bewegungsapparat. Thieme Verlag

(3) Schünke et al. (2007). Prometheus. Lernatlas der Anatomie. Thieme Verlag

(4) Waldner-Nilsson B (2008). Handrehabilitation. Für Ergo- und Physiotherapeuten. Band 1. Grundlagen Erkrankungen. Springer Verlag


Wichtiger Hinweis

Dieser und alle anderen Artikel des Blogs dienen nicht zur Selbstdiagnose und Selbstbehandlung. Zudem ersetzen diese keinen Besuch bei einem Arzt. Jegliche Anwendungen und Maßnahmen sollten zuvor immer mit Ihrem Arzt besprochen werden. Eine Haftung für Schäden und andere Nachteile ist ausgeschlossen.

Alle Bilder sind urheberrechtlich geschützt (Bianca Peters®).



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